Kampfansage ans Privatauto: Heute hat die Deutsche Bahn ihr On-Demand-Projekt Ioki vorgestellt. Öffentlich fahren soll der Bus noch im Oktober.
Die Schiene ist der Deutschen Bahn längst nicht mehr genug. Oder, um es mit dem Personenverkehrsvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, zu sagen: „Wir sind sicher, dass unsere Kunden mehr wollen als Eisenbahn, nämlich einen Mobilitäts-Mix.“
Wie die Autobranche weiß das Unternehmen, dass sich die Mobilität der Zukunft zumindest auf absehbare Zeit auch auf der Straße abspielen wird. Heute hat die DB deshalb ihr On-Demand-Projekt Ioki vorgestellt, die „digitale Fortentwicklung des Sammeltaxis“. Der Name sei eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen „Input“, „Output“ und „Künstliche Intelligenz“, soll also offensichtlich nach Zukunft klingen.
Realbetrieb ab Ende Oktober
Der gleichnamige autonome Elektrobus wird noch im Oktober im ländlich geprägten Niederbayern starten. Jeder Bürger kann ihn per Smartphone-App zur gewünschten Zeit vor die Haustür bestellen und sich zum Bahnhof fahren lassen. Bis auf Weiteres wird aus Sicherheitsgründen ein Fahrer mit an Bord sein.
Ähnlich dem Volkswagen-Projekt Moia verlässt sich das Fahrzeug bei seiner Routenplanung auf intelligente Echtzeit-Algorithmen, die permanent dazulernen sollen und dafür sorgen, dass es auf der Reise zum Bahnhof noch andere Fahrgäste aufnehmen kann, und zwar, ohne größere Umwege fahren zu müssen. Pünktlich ankommen soll jeder, verspricht die DB.
Grundsätzlich sei das angepeilte Ziel, „On-Demand-Mobilität und autonomes Fahren in den öffentlichen Verkehr zu bringen“, heißt es von der Deutschen Bahn. Ioki stelle sich als „Komplettdienstleister für neue Mobilitätsformen auf der Straße“ auf. Das aus 40 Personen bestehende Team setzt sich aus IT- und Verkehrsexperten, Entwicklern und Produktdesignern zusammen.
Bahn will „Rundum-sorglos-Paket“ bieten
Für Städte, Kommunen und Verkehrsunternehmen analysiere es den Bedarf, begleite behördliche Genehmigungsprozesse und biete „Kundenlösungen aus einer Hand“ – von Fahrzeug- und Routenkonzepten bis hin zu digitalen Plattformen, über die künftig die Fahrgäste die neuen Services nutzen können.
Nach dem Betriebsstart im südbayerischen Bad Birnbach soll Ioki bald auch in Hamburg starten, mit einer „Mischflotte“ aus unterschiedlichen Antrieben und Fahrzeuggrößen. Im Rahmen der sogenannten Smart-City-Partnerschaft zwischen der DB und der Stadt teste die neue Marke im kommenden Jahr „einen fahrerbasierten Shuttleservice mit Anschluss an den ÖPNV“, wie es heißt.
Auch andere Städte sollen folgen, lautet es heute auf der Pressekonferenz, ausdrücklich auch im ländlichen Raum, wo man den Bürgern eine Alternative zum eigenen Auto bieten wolle.
Kosten verschweigt die Deutsche Bahn
Was die Nutzung von Ioki mittelfristig kostet, dazu „kann man noch nicht ganz viel“ sagen, heißt es heute. Immerhin kann man entlocken, dass es teurer sein wird als die Nutzung des ÖPNV. Immerhin: Zum Start in Bad Birnbach soll die Nutzung kostenlos sein.
Grundsätzlich, sagt Michael Barillère-Scholz, Vice President Autonomous Driving and New Mobility bei der Deutschen Bahn, auf Nachfrage von t3n, dass man ausdrücklich eine offene Plattform anstrebe, mit offenen Schnittstellen. Neben Städten könne man sich auch vorstellen, künftig mit Unternehmen wie Daimler zusammenzuarbeiten, die derzeit ihre eigenen Projekte verfolgen. Einen „App-Zoo“ auf dem Smartphone des Nutzers gelte es zu verhindern.