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20 May 17:14

Der VICE-Guide zur Kritischen Theorie

by Oscar Rickett
Dashiell Hammett

Nuff said

Illustrationen von Jenny Hirons

Solltest du dich entschließen, ein kunst- oder geisteswissenschaftliches Studium zu absolvieren, wirst du Texte von postmodernen, neo-marxistischen und sozialkritischen Wissenschaftlern lesen müssen, die deinen Kopf schmerzen und deinen Körper nach Pornos lechzen lassen. Diese Autoren sind auch als Vertreter der Kritischen Theorie bekannt.

Vielleicht denkst du jetzt: Ich werde einfach die Artikel auf Wikipedia lesen. In diesem Fall kann ich nur sagen: Das ist eine gute Entscheidung. Es gibt tatsächlich kaum einen Grund, diese Bücher zu lesen, geschweige denn, sich mit den entsprechenden Theorien auseinanderzusetzen. Weiterbildung ist heute billig (wenn auch leider nicht im wörtlichen Sinne) und du musst nicht sonderlich intelligent sein, um einen geisteswissenschaftlichen Abschluss an einer vernünftigen Uni zu machen.

Wenn du allerdings mehr Arbeit investieren willst, als von dir verlangt wird: Warum nicht ein paar schwer verständlich Texte lesen, die wahrscheinlich völlig bedeutungslos sind? Denn um nichts anderes geht es beim Studieren ja letztlich. Ein Jahr nach der Uni hast du keine Ahnung mehr, was sie bedeutet haben, aber du wirst ein besseres, instinktives (d.h. angelesenes) Verständnis der Gesellschaft haben und einmal sagen können: „Ich habe Roland Barthes gelesen und irgendwie auch fast verstanden, was er meint.“

Im Hinblick auf die anspruchsvolle Bibliothek könnte es, wie mit fast allem Universitären, das Beste sein, dich mit Feuer und Flamme mit diesen Ideen auseinanderzusetzen—damit du später mit hochgezogenen Brauen darauf zurückzublicken kannst. „Oh, das waren noch Zeiten“, kannst du schmunzeln, wenn du in 40 Jahren auf Jay Prossers längst vergessenes Buch Second Skins: The Body Narratives of Transsexuality stößt.

Bis dahin seien hier einige der Leute und Situationen aufgelistet, die dir auf der Reise durch den logischen Urwald der Kritischen Theorie begegnen werden.

Elaine Scarry

Die liebe Elaine übt von ihrem Thron in Harvard jede Menge Einfluss auf die Welt aus. Scarrys große Leistung ist ein Buch namens Der Körper im Schmerz, in dem es um verschiedene Arten des Schmerzes geht und um die Frage, wie Schmerzen zugefügt werden. Der springende Punkt dabei ist die Einsicht, dass es schlecht ist, jemandem weh zu tun, und gut, etwas zu erschaffen (es sei denn, es ist schmerzhaft). Indem du etwas erschaffst, „erzeugst“ du die Welt, wenn du jemandem Schmerzen zufügst, „vernichtest“ zu sie. Wenn du jemanden also erbarmungslos folterst, hilfst du der Welt nicht weiter. Wenn du hingegen ein Buch darüber schreibst, warum Leute andere Leute erbarmungslos foltern, hilfst du ihr auf jeden Fall weiter. Scarry ist eine der größten biblischen Analogien zu verdanken, die du jemals lesen wirst. Sie vergleicht die Schöpfung Gottes mit dem Bau eines Tisches, der eigenständig denken kann und, wann immer es erforderlich ist, seine Form ändern kann. Wärest du darauf gekommen? Nein. Aber vielleicht kannst du ja eine Sitcom daraus machen.

Andere Sprachen

Ja, du bist im Arsch. Du kannst noch so viel darüber reden, dass du in der Schule Französisch hattest, aber Jacques Derrida hat sich nicht mit der Frage beschäftigt, wo der Bahnhof ist oder ob das Schwimmbad sonntags offen hat. Er hat Bücher über binäre Oppositionen, Rhetorik, Dekonstruktion und eine Menge andere Themen geschrieben, die in deinem Lehrbuch nicht vorkamen. Wenn du darüber hinaus das Glück hast, etwas zu studieren, was mit dem Alten Griechenland oder Rom zu tun hat (und Akademiker führen im Grunde alles auf diese beiden kulturellen Sümpfe zurück), wirst du auch mit Latein und Altgriechisch kämpfen müssen. Latein ist immerhin in demselben Alphabet geschrieben, das du auch auf der Rückseite einer herkömmlichen Friends-DVD findest. Die griechische Schrift besteht dagegen aus einer Menge antiker Wingdings, viel Spaß also damit. Wenn du in deinem Essay über Wikinger-Sagas nicht ein paar geistreiche altnordische Referenzen einbauen kannst, kannst es vergessen, auf meinem Beiboot mit nach Asgard zu fahren. Und wenn es um Beowulf geht, muss der Ray-Winstone-Akzent eingebracht werden.

Jacques Rancière

Niemand hat die Rolle des Zuschauers in so einer komplizierten französischen Weise erklärt wie dieser Typ. Ja, die Rolle des Zuschauers. Das heißt die Rolle, die du bei einem Auftritt von Atlas Sound hast oder wenn du russische Mädchen dafür bezahlst, im Internet für dich zu strippen. Wovon Rancière angepisst war, war die Tatsache, dass der Zuschauer die Machenschaften hinter den erfundenen Geschehnissen im Theater („Schauspiel“), die er erlebte („beobachtete“), nicht kannte; er saß einfach da und tat so, als würden ihm Shakespeares Witze gefallen. Rancière wollte die vierte Wand einreißen—ein kulturelles Anliegen, das sich durch den Punk wühlte und mit Wayne’s World endete.

Macht

Anhänger der Kritischen Theorie waren früher sehr an der Analyse der MACHT interessiert—MACHT in Großbuchstaben, weil es um das alles umspannende Gefüge geht, dem du niemals entkommen und an dem du nichts ändern kannst. Die Dummen reden noch immer über die Machtapparate der Elite und wie sie über die Romane von Henry James, die Musik von Beethoven und die Zutaten unseres Müslis unser Begehren steuern. Theoretikerinnen wie die späte Eve Kosofsky Sedgwick, der Autorin von Jane Austen and the Masturbating Girl (kein Scheiß) ließ die Frage der MACHT hinter sich und kam zur Einsicht, dass die Welt aus Grautönen besteht. Ihre ehemaligen Schüler labern indessen noch immer davon, dass der John-Malkovich-Typ in den Romanen von Henry James ein Vorläufer von Donald Rumsfeld sei.

Walter Benjamin und Michel Foucault

So wie Gandalf und dessen schwuler Sohn sind Walter Benjamin und Michel Foucault (Bild oben) die großen Zauberer der Kritischen Theorie. Benjamins Hauptwerk, das Passagenwerk, war noch nicht fertig, als der Zweiten Weltkriegs ausbrach und Benjamin schließlich Selbstmord beging. Versteckt in der Bibliothèque Nationale in Paris blieben die Schriften bis weit nach dem Krieg unentdeckt. Foucault war Benjamin verpflichtet, schuf mit seinem Werk aber eine internationale Gruppe weltfremder Adepten, die es nicht abwarten konnten, seinen französischen Hängesack in den Mund zu nehmen. Was man ihnen nicht zum Vorwurf machen kann. Er war ein unheimlich intelligenter Mann.

Der übertriebene Gebrauch von Nebensätzen

Wenn ein Wissenschaftler versucht, einen komplizierten Sachverhalt auszudrücken oder, wie es so oft vorkommt, ein einfaches Phänomen in komplizierter Weise zu analysieren, um einen sinnlosen Essay zu rechtfertigen, verwendet er zahlreiche Nebensätze und bildet Sätze, die sich über mehrere Seiten erstrecken. Ideen oder Aussagen werden sich häufen, dem Leser, dem Konsumenten des Textes, des Produkts, wird jede Handlungsmacht genommen; die Aussagen, die Aussage an sich, werden oder wird unter den Nebensätzen begraben. In der Oberstufe hat man wahrscheinlich versucht, dir einen guten Schreibstil beizubringen (drücke dich klar und einfach aus, benutze keine Metaphern und so weiter und so fort. Das kam mir schon damals langweilig vor). Diese Stil-Regeln können mitsamt deinen Träumen für eine bessere Zukunft auf den Müll wandern. In der Kritischen Theorie ist kein Raum für Schwachsinn wie kurze Sätze.

Theodor W. Adorno

Der große, hochtrabende Gockel der Ernsthaftigkeit des 20. Jahrhunderts mag den berühmten Satz gesagt haben, dass man nach dem Holocaust nicht mehr lachen könne. Doch auch wenn er sein Leben damit verbracht hat, wütend die Populärkultur auseinanderzunehmen, konnte er nicht verhindern, dass sein Klassiker Minima Moralia nun kunstvoll in Urban-Outfitters-Filialen verstreut liegt. Er hätte es gehasst. Andererseits hat er nichts Anderes verdient. Er war ein Arschloch.

Queer Theory

Du bist kein Mann. Du bist keine Frau. Du bist kein Neutrum. Du bist ein Konstrukt. Dein Gender ist eine konstante Performance. Diese Ideen erscheinen heute nicht mehr allzu radikal, doch bevor Judith Butler sie von Foucault übernommen und 1990 in ihrem Buch Das Unbehagen der Geschlechter dargelegt hat, schienen sie außerirdisch. „Mich mit Kumpels abzuschießen soll eine kulturell überlieferte Performance sein? Willst du sagen, dass ich schwul bin? Meinst du, dass ich nicht gern in der Kneipe Bier runterkippe und in den Club gehe, um auf meinen besten Freund Steve zu kotzen?“ Diese Worte hätte Judith Butler vielleicht 1990 an den Kopf geworfen bekommen. Jetzt liest der Typ Das Unbehagen der Geschlechter und kann endlich entspannt zuhause bleiben und mit seiner Freundin Sex and the City kucken.

Willkommen also zum innersten Zirkel der Kritischen Theorie. Noch bevor du es merkst, wirst du den in deiner Familie herrschenden Terrorismus enthüllen, die Macht der Polizei in der Literatur analysieren und eine direkte Verbindung zwischen dem Buch, das du liest, und deinem öffentlichen Nickerchen ziehen. Du wirst denken: Natürlich, ich habe mich ja immer gefragt, warum ich mich so verhalten habe, und jetzt weiß ich, dass es an den Mechanismen unserer Gesellschaft liegt. Und diese gesellschaftlichen Mechanismen werden perfekt in diesem Buch über die Geschlechterpolitik in den Romanen von William Faulkner demonstriert. Der Tag dieses Gedankens ist der Tag deiner Geburt.

16 Dec 22:13

Müssen die Redtube-Abmahner bald selbst vor Gericht?

by Matern Boeselager

Eines der Videos, deren Zuschauer jetzt abgemahnt werden. Nichtmal der Titel lässt darauf schließen, dass es sich eigentlich um ein geschütztes Werk namens Glamour Show Girls handelt.

Die Aufregung um die Redtube-Abmahnwelle nimmt kein Ende, ganz im Gegenteil. Fast jeden Tag tauchen neue Details über die Methoden hinter der Flut aus mehr als 10.000 Abmahnschreiben auf, die vor einigen Tagen über deutsche Pornostreamer hereingebrochen ist. 

Hinter den Abmahnungen stecken zum Ersten die Anwälte Thomas Urmann aus Regensburg und Daniel Sebastian aus Berlin. Ihr Auftraggeber ist die Firma The Archive, die erst 2013 in der Schweiz vom Deutschen Philipp Wiik gegründet wurde. Gegen Wiik und den Geschäftspartner von The Archive, Ralf Reichert, ermittelt seit heute ein Schweizer Gericht wegen des Verdachts auf „bandenmäßige oder organisierte Kriminalität“.

„Ich gehe davon aus, dass sie auf die Schnauze fliegen“, erklärte mir der Anwalt Johannes von Rüden. „Ich denke auch, dass da irgendeiner noch kalte Füße bekommen wird, der zu viel weiß. Der Druck ist ja schon enorm.“ Von Rüden und sein Partner Nico Werdermann haben Strafanzeige gegen den Anwalt Thomas Urmann und zwei der Beteiligten erstellt, wegen Verstoßes gegen das Bundesdatenschutzgesetz. 

Anwalt Johannes von Rüden

Offensichtlich hat die Gruppe um Anwalt Thomas Urmann die Sittenstrenge der Deutschen überschätzt, als sie darauf zählte, dass ihre Opfer lieber zahlen, als sich als Internet-Wichser zu outen. Jetzt haben sie es mit einem wütenden Schwarm aus Bloggern, Rechtsanwälten und sogar der Piratenpartei zu tun, der die Vorgehensweise der Bande rekonstruiert und dabei eine ganze Menge gefährlicher Ungereimtheiten zusammengetragen hat.  

Dabei war die Aktion ziemlich gründlich vorbereitet worden. Zuerst hat die Urmann-Gruppe sich eine Reihe von Clips auf Redtube ausgesucht, deren Ursprungsfilme alle von einer Firma in Barcelona produziert worden waren. Im Juni kontaktierte dann ein unbekannter Anwalt die Produzenten in Spanien, um die Lizenzen an zehn dieser Filme für die Firma Hausner Productions zu kaufen. Am Telefon erklärte mir die Produzentin aus Barcelona, pro Film zahlt man da ungefähr 15.000 Euro.

Hausner Productions sitzt laut Vertrag in der Danziger Str. 13 in Berlin. In dem Haus hatte noch nie jemand von der Firma gehört, auch die Hausverwaltung konnte mir nichts darüber sagen. Trotzdem überträgt Hausner Productions die Rechte einen Monat danach an die besagte The Archive. Und genau vier Tage später gehen auf Redtube die Zugriffe auf genau diese Clips plötzlich sprungartig nach oben. 

Der angebliche Firmensitz der Hausner Productions

Wie das genau funktioniert hat, ist noch nicht klar. Eine plausible Variante besagt, dass Surfer einfach von anderen Seiten auf die Clips umgeleitet wurden—mit einem heimlichen Umweg über die ebenfalls im Juli anonym registrierte Domain retdube.net, die ihre IP-Adressen sammelte. Wenn das wahr ist, hätte The Archive die Urheberrechtsverletzungen also selbst verursacht—was die ganze Sache noch mehr nach Betrug aussehen lässt.

Auf diese oder ähnliche Weise wurden innerhalb weniger Tage mehrere zehntausend IP-Adressen gesammelt. Um die den echten Anschriften der Surfer zuzuordnen, reichte der Anwalt Sebastian über 90 Eilanträge beim Landgericht Köln ein. 

„Der Antrag wird so gestellt, als ginge es um Filesharing“, erklärte mir von Rüdens Partner Werdermann. Sebastian formulierte die Anträge derart vage, dass sie bei flüchtigem Lesen genau wie Filesharing-Anträge klingen mussten—obwohl es sich bei Redtube um eine Streaming-Seite handelt, die Rechtslage also völlig anders sein sollte.

Die Rechnung ging auf, der Großteil der Richter übersah den Unterschied in der Eile, was auch erklärt, warum in den Urteilsbegründungen stets von „Tauschbörsen“ die Rede ist. Trotzdem hat sich Sebastian hier ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt: In den Anträgen behauptet der Anwalt, die IP-Adressen seien mittels einer Software namens „GladeII 1.1.3“ ermittelt worden. Diese Behauptung wird mit einem Gutachten einer Münchner Patentkanzlei und der eidesstattlichen Erklärung eines Ingolstädters namens Andreas R. unterfüttert, der die Software getestet haben will.

Das Problem: In beiden Dokumenten werden Funktionen der Software beschrieben, die technisch überhaupt nicht machbar sind. Allein schon, weil Redtube als eine der meistbesuchten Seiten der Welt ein „Trafficvolumen, das nicht mal die NSA zwischenspeichern könnte“ hat, wie es ein Blogger formuliert. Das würde heißen, dass das Gericht getäuscht wurde.

Kurz darauf flatterten bei mehr als 10.000 Telekom-Kunden die Abmahnungen ins Haus. Uns haben Nils und Kevin kontaktiert, zwei ziemlich verzweifelte Schüler, die kurz vor Weihnachten plötzlich ihren Müttern erklären mussten, warum sie im Internet Pornos kucken, und wie sie dabei von einem Regensburger Anwalt erwischt wurden. Man kann sich gut vorstellen, dass auch der ein oder andere Ehemann es vorzieht, einfach still die verlangten 250 Euro zu bezahlen. In Interviews gibt sich Urmann deshalb immer noch großspurig und kündigt weitere Abmahnungen an.

Aber eine überraschend große Zahl Betroffener will sich das nicht mehr gefallen lassen.

Was bedeutet das für den fleißigen Briefekleber Urmann und seine Geschäftspartner? Zuerst einmal könnte ihnen das Leben schwer gemacht werden, wenn immer mehr Leute nicht nur die Abmahnung nicht zahlen, sondern auch rechtlich zurückschießen (hier gibt es eine gute Anleitung dazu). 

Eine der Abmahnungen für Glamour Show Girls

Von Rüden und Werdermann hoffen aber auf mehr. Ihre Strafanzeige gegen Urmann, Sebastian und R. gibt der Staatsanwaltschaft einen Grund, sich die Methoden der Mahner genauer anzusehen. Wenn sich herausstellt, dass das Landgericht Köln willentlich getäuscht wurde, kann das Gefängnis bedeuten. Wenn dann noch herauskommt, dass man die IP-Adressen tatsächlich illegal bekommen hat, dann bekommen die Anwälte langsam echte Probleme.

Wenn dir selber so ein Brief ins Haus flattert, kannst du dir entweder einen Anwalt suchen oder hier ein Musterschreiben herunterladen, mit dem du dir die Forderungen vom Hals halten kannst. 

Ob die Anwälte und ihre Hintermänner bei The Archive ernsthafte Probleme bekommen, ist noch lange nicht sicher. Immerhin kannst du dich jetzt aber entspannt zurücklehnen und zuschauen, wie die Abmahnakrobaten immer mehr ins Schwitzen kommen. Und falls dir dabei langweilig wird, kannst du ja mal auf Redtube vorbeischauen. Der Schüler Nils jedenfalls will sich den Spaß nicht verderben lassen. Auf die Frage, ob er sich in Zukunft von solchen Seiten fernhalten würde, schmetterte er ein beherztes: „Oh nein!“ Es braucht wohl mehr als Thomas Urmann, um die deutsche Jugend einzuschüchtern.

 

16 Dec 11:20

Hangover-News

by Jan Vollmer

Laut dem Britisch Medical Journal hat James Bond ein Alkoholproblem

Britische Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass Bond sich in einer normalen Arbeitswoche als Geheimagent rund 6 Liter Wodka reinknallt. Für die Rechnung haben zwei Forscher 14 James Bond Bücher gelesen und festgestellt, dass der Agent eigentlich in jeder möglichen Situation dicht ist. (Nur an 12,5 von 87,5 beschriebenen Tagen war er überhaupt nüchtern.) Bei so viel Alkohol, so die Forscher, sei es sogar wahrscheinlich, dass Bond Erektionsstörungen hätte. Schlecht für den Agenten wäre aber auch, dass er ständig besoffen Auto fährt oder Flugzeuge steuert. Mit derart ungesunder Lebensweise werde Bond wohl nicht älter als 56, so die Autoren der Studie.

Bei Wetten, dass..? wurden die Augsburger dazu aufgerufen, sich die Gesichter schwarz zu malen

Für eine Saalwette bei Wetten, dass..? in Augsburg forderten die Figuren Lukas der Lokomotivführer und Jim Knopf die Bürger auf, sich auch als Lukas und Jim zu verkleiden. „Jim Knopf muss natürlich ganz geschminkt sein, ob schwarze Farbe oder Schuhcreme, ganz egal!“, riefen sie dabei. Kurz darauf entstand auf Twitter ein Shitstorm unter dem Hashtag #blackface.

In Merkels Kabinett wurden die Jobs neu verteilt

Und die Bundeswehr bekommt mit Ursula von der Leyen bald zum ersten mal eine Verteidigungsminister-IN! (Neue Vokabeln für die Bundeswehr: „InhaberIN der Befehls und Kommandogewalt“, „OberkommandierendE“.)

Außerdem wird Aydan Özoguz (SPD) Integrationsbeauftragte und die erste Staatsministerin mit türkischen Wurzeln. Auch mit von der Partie: Sigmar Gabriel (SPD) als Vizekanzler und Wirtschaftsminister, Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Außenminister, Wolfgang Schäuble (CDU) als neuer und alter Finanzminister, Thomas de Maizière (CDU) als Innenminister, Andrea Nahles (SPD) als Arbeitsministerin, Manuela Schwesig (SPD) als Familienministerin und Hans-Peter Friedrich (CSU) als Agrarminister.

Google hat Boston-Dynamics, einen der wichtigsten Roboter-Hersteller, gekauft

Jetzt fragt sich die Welt, was der Internetkonzern mit dem ganzen Roboter-Know-How vorhat. Boston Dynamics ist im Internet vor allem durch Videos von Robotern bekannt: Da gab es z.B. den Roboter-Hund „Big Dog“, „Wildcat“ und den Roboter-Leoparden „Cheetah“. Einer der größten Geldgeber von Boston Dynamics war bisher das amerikanische Militär, das offensichtlich gerne ein paar Roboter für den Kampfeinsatz hätte. Petman, einer der neueren Boston-Dynamics-Roboter trägt auch schon einen Kampfanzug und schafft ein paar Liegestütze. (Kein Scherz). Roboter Atlas kann schon Treppen steigen. Google will zwar die bestehenden Verträge mit dem US-Militär anerkennen, aber abgesehen davon nicht unbedingt weiter für das Pentagon arbeiten, hieß es in der New York Times.

Die gesamte französische Regierung boykottiert die Olympischen Winterspiele in Russland

„Ich wünsche den Spielen viel Erfolg“, erklärte der französische Außenminister Laurent Fabius am Wochenende. Es sei nicht vorgesehen, dass der französische Präsident Hollande oder andere hohe Vertreter der Regierung für die Winterspiele nach Sotschi reisen. Zwar sagt das niemand so konkret, aber der französische Olympia-Boykott ist ziemlich sicher der Tatsache geschuldet, dass in Russland gerne mal Menschenrechte mit Füßen getreten werden.

Wladimir Putin lieferte dafür am Wochenende auch gleich selbst noch ein Argument—und ließ acht Anti-Olympia-Aktivisten einer tscherkessischen Minderheit festnehmen und für ein Verhör Hunderte Kilometer nach Krasnodar bringen. Dort sagte man den Aktivisten dann, sie würden als Zeugen „in irgendeinem Fall“ festgehalten. Sie sollen erst nächste Woche verhört werden.

05 Nov 01:24

Warum Moses glückselig in seine Badewanne furzt

by Gawain Mallinkrodt
 
James hat mir versichert, dass er weder kifft, noch sonstige Drogen zu sich nimmt. Er meint, es würde ihn paranoid machen, deswegen hätte er schon vor langer Zeit damit aufgehört. Ich möchte gar nicht wissen, was er damals für Visionen gehabt hat. Aber er wird wohl von Höllenhunden aus den abstrusesten Darstellungen der Apokalypse Hieronymus Boschs verfolgt worden sein. 
 
Die Hemmschwelle fürs Groteske scheint für ihn dennoch etwas höher zu liegen, wenn man seine Ideen betrachtet, die er auf seinem Tumblr Scorpion Dagger in animierte GIFs packt
 
 
Er hat sich dazu entschieden, viele GIFs posten—am besten jeden Tag eins—, von denen man eines Tages vielleicht sagen wird, sie hätten die Zukunft der narrativen Bild- und Kunstgeschichte eingeleitet, erzählt uns der Künstler aus Montreal am Telefon. Jeder braucht wohl ein Ventil, um seiner ausufernden Fantasie freien Lauf zu lassen. 
 
Zweifelsohne schafft er es damit, dass wir uns die Bilder der alten Meister der Renaissance Lukas Cranach d.Ä. oder Hans Memling noch einmal unter einem neuen Licht ansehen. Unverkennbar hatten diese Meister schon ein ausgeprägtes Gespür für das Überzeichnete und Hässliche, aber plötzlich taucht da neben Martin Luther das Pizzamonster auf, Jesus spielt mit seinen Jüngern auch mal gerne eine Runde Monopoly und Captain Picard rettet den heiligen Hirschen vor der Erschießung durch einen unbekleideten Heiligen, indem er sich vor den Pfeil beamt. 
 
 
James gehört damit eindeutig zur Approbation Art, denn er nimmt Kunstwerke anderer Künstler und überarbeitet, überschreibt und imitiert sie, schreibt sie um, assimiliert, fälscht und manipuliert sie. Alles Techniken, die wir schon seit jeher aus der Kunstgeschichte kennen. Aber er animiert sie auch. Manchmal sieht das so aus wie eine endlos fortlaufende Szene aus Terry Gilliams Ritter der Kokosnuß—ein Vergleich, der James aber eigentlich überrascht und den er keinesfalls beabsichtigte.
 
James spart nicht an Ironie. Er spielt mit dem Paradoxen und mit dem eigentlich Unvereinbaren. Plötzlich sieht man die Figuren der Heiligen Geschichte als Menschen wie du und ich oder als Stars aus TV-Sendungen. Ein bisschen Ekel und Fremdscham dazu, und fertig wäre ein weiteres Nonsense-Meme. 
 
Eine sozialkritische bis politische Seite schlummert in diesen auf den ersten Blick als Spaßbildchen abzutuenden Kompositionen. Wir Betrachter sind dazu angehalten, die Einzelteile dieses Puzzles aus kulturkritischen Referenzen zusammenzusetzen. Nicht sicher, ob das im Gesamtbild aber letztlich Sinn macht. 
 
 
Wenn ein Märtyrer brennt und von einem Hund dabei auch noch ins Bein gebissen wird, während klatschende Gaffer herumstehen und ein Patrizier mit seinem iPhone alles dokumentiert, so unterscheidet sich das gar nicht so sehr von der apathischen Sensationsgier, die wir jeden Tag sehen und von der wir lesen—oder es besser sein lassen sollten. Ist nur ein bisschen angenehmer als beispielsweise die Vorstellung eines Mannes, der beim Onanieren in seinem am Waldrand geparkten Auto einen Herzinfarkt bekommen hat oder abstoßende Fotos von herumfliegenden Körperteilen nach einem Bostonmarathon.
 
Dieses Interesse kommt nicht von ungefähr, denn bevor James sich entschieden hat, sein Leben der Kunst im digitalen Zeitalter hinzugeben, hat er in Montreal Politik und Geschichte studiert. Angefangen hat alles mit einem Tumblr, bis er bemerkt hat, dass sich die Stars der Renaissance-Kunst bestens eignen, um die Ängste und Freuden unserer Zeit zu zeigen. 
 
Außerdem hat James mir gleich zu Anfang gesagt, dass Pizza sein Lieblingsessen ist und er davon nie genug kriegt. Von seinem Hauptnahrungsmittel wimmelt es nur so in seinen GIFs (seine Mutter liebt auch Pizza, deswegen hat er das GIF mit dem Pizzagesicht auch ihr gewidmet). 
 
 
Am Anfang war also der Teig—um sein „täglich Brot“ entwickelt sich da eine ganze Heilsgeschichte. Die Idee einer fortlaufenden Narration mit immer wieder auftauchenden Charakteren gefällt James besonders gut und ist mit diesen Bewegbilderreihen natürlich besonders anschaulich zu erzählen. 
 
 
Wenn man einmal all diese Figuren entsprechend ihrer Zeit kontextualisiert, dann sieht man eine Welt, die eigentlich gar nicht so verschieden von unser heutigen war. Eine demokratisierende Vermenschlichung all dieser in stillen Museen vor sich hin hängenden Bibel- und Geschichtsprominenz ist ein wertvoller Verdienst dieses Blogs.
 
Die Anbetung der drei Könige Cranachs ist ein typisches Beispiel für die pietätvolle Atmosphäre, die Bilder aus der Renaissance innehaben. Auch heute noch scheinen sie sich bestens für die Repräsentation unserer Ersatzreligion des Konsums zu eigenen. 
 
 
Pizzajesus wurde selbstverständlich in einer Pizzaschachtel zur Welt gebracht und uns wurde die Erlösung zuteil—ähnlich wie bei uns, wenn der Pizzabote, demnach die Reinkarnation Marias, nach stundenlangem Warten in Hunger und Bauchkrämpfen endlich an der Haustür klingelt. 
 
Die reinste Epiphanie des Alltäglichen. Heutzutage sucht sich ja auch jeder einfach irgendetwas aus, das er anbetet—Tacos, Shopping oder halt die Schalmei-Virtuosen der soeben entdeckten Mittelalter-Folk-Band Elutallica mit ihrer feuerspeienden Bühnenshow. James meinte, für ihn ist es halt die Pizza, die er anbetet, weil sie ihm so gut schmeckt. 
 
 
Dabei möchte er aber betont nicht anti-religiös rüberkommen, äußerst skeptisch steht er dem Glauben in all seinen Erscheinungsformen aber schon gegenüber. 
 
Andy Warhol verläuft sich irgendwie auch immer wieder ins falsche Zeitalter und schaut gerne mal mit dem hellauf begeisterten Johannes dem Täufer ein Shakespeare-Ballett, auch der Liebling aller Popstars, die Performancekünstlerin Marina Abramoviç ist präsent. Letztere diesmal als Transsexuelle verkleidet (obwohl eigentlich niemals klar war, welches Geschlecht sie wirklich ist), sehr herausfordernd, das war bestimmt sehr hart für sie. Gerne könnt ihr euch jetzt interpretatorische Fragen dazu stellen, die ich euch aber trotz meines Kunstgeschichtsstudiums bestimmt nicht schlüssig genug beantworten kann. 
 
 
Ob das Bild Marias, die sich ein Bier reinschüttet, weil sie von ihren feierwütigen Trinkschwestern dazu angehalten wurde, eine Maß zu exen, ein Hinweis darauf sein soll, dass unsere Erlösung tatsächlich im Bier liegt, sei einmal als Denkanstoß dahingestellt.
 
 
Letztendlich kann man sich ein Lächeln kaum verkneifen, wenn ein gutbetuchter Jüngling mit voller Konzentration das Level auf dem Gameboy zockt, bei dem Johannes mal wieder den Laserstrahlen des grässlichen Gegners ausweichen muss, um ihm sogleich auch ein paar Herzen in den Bauch zu werfen. Und wer könnte dieser Endgegnner sein außer, klar, der Teufel höchstpersönlich.
 
 
In kaum einem Produkt der Bildgeschichte wurde die Sisyphus'sche Absurdität unserer Existenz auf Erden besser beschrieben als in diesen sich ständig wiederholenden GIFs, zum Beispiel von unserer Freundin Venus, die immer wieder von einer an ihren Rücken klatschenden Welle erwischt wird.
 
 
Es macht aber auch einfach Spaß zu sehen, wie der gute alte Moses in seine Badewanne furzt. Übrigens laut James das Lieblings-GIF seiner Mutter. 
 
 
Mehr Kunst:
24 Aug 08:48

Der Nazi-Ork aus Hellersdorf

by Basiliko Brenner


Foto: Björn Kietzmann

Noch immer drehen sich die Faschos in Berlin dumm im Kreis angesichts des Asylbewerberheims in Berlin Hellersdorf.
42 syrische und afghanische Flüchtlinge suchen in Berlin Schutz vor den in ihrer Heimat tobenden Kriegen, und Deutschland, Berlin, genauer gesagt Hellersdorf, empfing sie zu Beginn der Woche mit dem dumpfesten Pöbel, der an einem Montagvormittag genügend Zeit und Muße hat, rechte Parolen zu skandieren, anstatt wie wahrscheinlich normalerweise den Tag mit Bier aus Plastikflaschen zu begrüßen.

Eines der unschönsten Bilder, die in den vergangenen Tagen durch die Presse geisterten, war das eines am Hals tätowierten Anwohners, der vor der Asylunterkunft den rechten Arm zum verbotenen Hitlergruß erhob. Kurz danach wurde er festgenommen und kurz zuvor gab er den Tagesthemen ein Interview, in dem er Deutschland einen Einblick in seine bizarre Welt- und Wahnvorstellung gab.

Ab Minute 1:02 kommt der Nazi-Ork zu Wort: „Es jeht hier ums Prinzip. Wir haben hier genuch Leute, die vom Arbeitsamt keine Jelder kassieren. Ja. Und so. Und jetzt holen sie die hier rin. Die janzen Staaten werden unterstützt von unsere Jeldern. Irgendwann kommt es so weit, dass sie Deutschland verkoofen müssen, weil sie keine Jelder mehr haben. Ja.“

Offensichtlich war ihm weder bewusst, dass Deutschland in Afghanistan eben diesen Krieg mitführt, vor dem einige der Familien geflohen sind, noch dass die Bundesrepublik wie auch die restliche westliche Welt Syrien keineswegs unterstützt, sondern das Chaos und Grauen seit zwei Jahren gekonnt ignoriert. 

Etwas an dieser sonst eher formlosen und teigigen Gestalt erregte meine Aufmerksamkeit.

Auf seinem Hals prangt ein undefinierbares Tattoo. Die Zeichen irritierten mich, da ich einen dumpfen Slogan in Frakturschrift erwartet hatte. Was war es also für eine Sprache, die er sich mit Tinte in seinen Hals gestochen hatte?

Arabisch und Farsi waren schnell ausgeschlossen. Aber was war es dann?
Nach einiger Recherche, die mich weiter aus der „Normalität“ führte, als ich für möglich hielt, wurde ich schließlich fündig.

Auf was ich stieß, war das Alphabet der Elben, dieser spitzohrigen Kreaturen aus J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe, auch die „Erstgeborenen“ genannt (ursprünglicher Name auch Quendi, „die mit Stimme reden“), wie ich im Internet erfuhr.

Die Struktur des Elbischen überforderte mich jedoch, weshalb ich jemanden kontaktierte, der dieser Sprache mächtig ist und der mir folgende Decheffrierung schickte:

Es gibt die beiden großen Elben-Sprachen Quenya und Sindarin, die mit dem Tengwar-Alphabet verschriftlicht werden können. Da aber nun nicht klar ist, um welche Sprache es handelt, ist auch die Bedeutung nicht eindeutig zu bestimmen, da Quenya und Sindarin verschieden aufgebaut sind. Es ist auch kein elbisches Wort, sondern wahrscheinlich einfach eine reine Übertragung in Tengwar. Wenn man es nun in die lateinische Schrift rückübersetzt, kommt bei Quenya Lesia raus, was wenig Sinn ergibt. Sollte es Sindarin sein, heißt wahrscheinlich jemand Wichtiges im Leben vom Nazi-Ork Elisa.

Für einen kurzen Moment war ich verwirrt, dass sich sich dieser Typ in einem mühsamen Studium, eine Sprache angeigenet hat, die im Grunde recht sinnlos ist, doch eine weitere kurze Recherche ergab, dass vor drei Jahren eine Anfrage auf www.tolkienforum.de gestellt wurde. Der einfache Weg. Ich war nicht besonders überrascht:

Angelred—oder vielleicht die Frau vom Nazi-Ork aus Hellersdorf—scheint jedoch bei der Lektüre entgangen zu sein, dass manche Interpretationen von Herr der Ringe Parallelen zwischen Hitlers Nazi-Deutschland und Saurons Reich sehen.
Tolkien selber hat diese Interpretation Zeit seines Lebens auf das Äußerste dementiert, da er moderne Interpretationen seiner Bücher ablehnte.

Genauso lehnte er jedoch Zeit seines Lebens Hitler, die NSDAP und vor allem die antisemitische und rassistische Ideologie der Nazis ab. 1938 bereitete das Verlagshaus Rütten & Loening eine Veröffentlichung von Der Hobbit in Deutschland vor und fragte Tolkien im Vorfeld, ob er arischen Ursprungs sei. Tolkien war darüber so aufgebracht, dass er in Korrespondenz mit seinem Herausgeber in England zum Ausdruck brachte, dass er die Nazi-Ideologie verabscheut, er mehrere jüdische Freunde habe und er gegebenenfalls auf eine Übersetzung seiner Werke ins Deutsche komplett verzichten würde.

Als Antwort an den Rütten & Loening Verlag verfasste Tolkien schließlich folgenden Brief, den sich der Hellersdorfer Nazi-Ork vielleicht durchlesen sollte, nachdem er der elbischen Sprache mächtig ist, sich dem Englischen zuwenden kann und ein wenig Zeit findet, über seinen kleinen Tellerrand zu sehen:  

But if I am to understand that you are enquiring whether I am of Jewish origin, I can only reply that I regret that I appear to have no ancestors of that gifted people. My great-great-grandfather came to England in the 18th century from Germany: the main part of my descent is therefore purely English, and I am an English subject—which should be sufficient. I have been accustomed, nonetheless, to regard my German name with pride, and continued to do so throughout the period of the late regrettable war, in which I served in the English army. I cannot, however, forbear to comment that if impertinent and irrelevant inquiries of this sort are to become the rule in matters of literature, then the time is not far distant when a German name will no longer be a source of pride.

Liebe Hellersdorfer Nazis, bitte hört auf, euch so zu gebärden, als wärt ihr Deutschland, denn das seid ihr nicht. Ihr seid einfach ungebildet, mehr nicht.

 

Mehr über die Situation von Flüchtlingen und dummes Gedankengut

Dumme Idioten gegen das Asylheim in Hellersdorf

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Braune Gesinnung am Ballermann

17 Jul 06:54

Habt ihr ein paar Sünden auf dem Kerbholz und macht euch Sorgen um die Zeit im Fegefeuer? Gute Nachrichten: Der Papst gewährt Twitter-Followern Ablass!

Dashiell Hammett

gnihihihi

03 Jul 14:54

Freedomination

by PIDJIN.NET

We support the Rally to Restore Your Rights, this July 4th.
We’re not American so maybe it’s not our business to encourage you to go to a rally instead of a nice barbecue, but it does seem like a good moment to make a stand. You can read more about this here.

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26 Jun 11:22

Ganz großes Kino: Putins Statement zu Snowden ist einer für die Geschichtsbücher :-)

Dashiell Hammett

Wie unglaublich geil dieser Typ ist (Putin mein ich).

26 Jun 10:29

Istanbuler Schnitzelbank bei der Art Basel

by Till Rippmann
Dashiell Hammett

Alter Schwede....

Ich war lange nicht vollständig überzeugt, dass es sich bei der Messeplatzräumung um ein reales Geschehnis und nicht um eine Inszenierung handelt. Was mich schlussendlich ins Land der Gläubigen beförderte, war die Versicherung durch zwei Redakteure der Tageswoche, die das Video ursprünglich in Umlauf brachten, dass es wirklich echt sei. Gut, gehen wir mal davon aus.

Die Vorgeschichte ist komplex genug. Ein japanischer Künstler namens Tadashi Kawamata hat innerhalb von drei Wochen eine Favela-Installation namens „Favela Café“ für die Art Basel gezimmert. Das ist ebenfalls dokumentiert und vollkommen legal, da der Künstler ja genau dafür von der Art eingeflogen wurde. Das Ding verfehlte seine Wirkung nicht: Man sieht schon im Trailer, wie entzückt die potenziellen Kunden der Art ihren „Nuttendiesel“ im Drittweltambiente schlürfen. Begeisterte, mit teuren Sachen behangene alte Menschen, durchzogen von ein paar jüngeren Kunstinteressierten aus Langeweile, die sich mit ihrem Hugo in die Sonne setzen und wohl in Erinnerungen an die Rucksackferien in Südamerika schwelgten, bildeten das Publikum.

Des einen existenzielle Tragödie ist des nächsten Wohlfühl-Café. Da kann einem schon ein bisschen Kotze in die Mundhöhle krabbeln. Der Künstler selber wird sich ins Fäustchen gelacht haben. Während sich die Kunden der Art noch fragten, wo genau sie sich die Favela in den Garten stellen lassen wollen, begann eine kleine Basler Aktivistentruppe ihre eigenen Wellblechhütten gleich nebenan zu basteln.

Freie Aktivisten haben aus Eigeninitiative also genau das gemacht, für was die Art Basel extra jemanden eingeflogen hatte. Man hätte sich jetzt denken können, dass die Art Basel das vollkommen in Ordnung findet. Die haben ja Ahnung von Kunst, die müssten ja fast jubilieren, wenn ihr aufgetakeltes Selbstbeweihräuchere zur Abwechslung eine Regung bei der normalsterblichen Basler Bevölkerung verursacht. Dem war aber nicht so. Die renommierteste Kunstinstitution der Schweiz forderte die Aktivisten auf (nach einer kurzen Phase der „Duldung“), sich gefälligst von dem öffentlichen Messeplatz zu verpissen. Nach ein paar fruchtlosen Versuchen, die ungewollten Laienkünstler des Platzes zu verweisen, beschloss man doch lieber die Polizei zu rufen. Was dann geschah, siehst du hier:

Oder auch hier aus einem anderen Winkel

Jetzt dürfte meine Verwirrung nachvollziehbar sein. Keine Sachbeschädigung, keine Gewalt, einfach eine Traube tänzelnder Hippies. Dann: Ein Team Polizisten, das reinmarschiert, die Musikanlage zerstört (das schwarze Ding, das aus dem Tumult geworfen wird, ist eine Box) und mit Gummischrot und Tränengas auf die Apéro-Aktivisten losgeht.

Meine erste Frage war: Konsumieren Basler Polizeibeamte denn keine Medien? Haben die nicht bemerkt, dass Polizeigewalt im Moment ein heikles Thema ist? Taksim-Platz, Gezi Park, sagt denen das nichts? Wieso kommen die nicht auf die Idee, einen Gang runterzuschalten? Jahrelanger totaler Medienboykott würde erklären, warum der Berner Polizeikommandant Nause nach den „Tanz dich frei“-Ausschreitungen auf die Idee kam, „dieses Facebook“ zu verklagen. Er wusste es einfach nicht besser. Mittlerweile haben die Berner Behörden wenigstens den Internetpranger für sich entdeckt.

Die Basler Polizisten lesen wahrscheinlich nur die von der Schweizerischen Volkspartei kontrollierte Basler Zeitung. Dort äußert sich der Basler Polizeidirektor Baschi Dürr mit den Worten: „Die Polizei musste sich selber schützen.“ Als Betrachter der vorliegenden beiden Videos erlaube ich mir zu fragen: Wovor um Himmels Willen musste die Polizei sich in diesem Fall schützen? Dankbarerweise gibt die Basler Zeitung eine Antwort. Philipp Meier, der ehemalige Kurator des Dada Hauses in Zürich, hat bereits auf den zynischen Umstand hingewiesen, dass in der Messe Ai Wei Wei gefeiert wird, während vor der Messe die Staatsgewalt gegen Kunstaktivisten vorgeht.

Als Kunstaktivisten sind die Damen und Herren Platzbesetzer übrigens wegen der Art Basel selber zu bezeichnen, da ja die Messe selber das Bauen einer Favela auf dem Messeplatz zur Kunst erhoben hat. Der große Gewinner der Geschichte ist schlussendlich Tadashi Kawamata, der es nach Jahren zustande gebracht hat, ein Kunstwerk an der Art Basel auszustellen, das echte gesellschaftliche Kontroversen auslöst. Dazu unsere herzliche Gratulation. Es darf natürlich bezweifelt werden, dass einer, der aus Japan kommt, um in der Schweiz seinen gepützelten Schrebergarten „Favela“ zu taufen, sich wirklich dermaßen viele Gedanken gemacht hat, als Zeichen des guten Willens gehen wir aber trotzdem davon aus, für die Kunst.

 


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19 Jun 12:51

Techno und was sonst alles dumm macht

by David Bogner & Markus Lust
Dashiell Hammett

gnihihi. den erwähnten artikel aber lieber nicht lesen. verblödungsgefahr.

Am Wochenende erschien im Standard, einer österreichischen Tageszeitung, die sich eigentlich als die Alpenversion der New York Times versteht, ein Kommentar der deutschen Autorin Iris Hanika, die darin nicht nur erzählt, dass Techno Krawallmusik ist, sondern damit auch ins Jahr 1992 zurückreist.. In der Serie „Ich frage mich“ beschäftigte sich die Autorin diesmal mit dem Thema Techno und überlegte voller Empörung: „Wie halten die Leute das aus?“

Die viel brennenderen Fragen lauten aus unserer Sicht zwar, wie es der Text an der Standard-Chefetage vorbei ins Album geschafft hat und warum man es sich wirklich angetan hat, ihn zu Ende zu lesen, wo doch schon bei der Überschrift klar ist, dass man das aus psychohygienischen Gründen eher lassen sollte. Aber weil wir mal nicht so sein wollen, haben wir uns entschlossen, der Autorin stattdessen zu helfen. Hier sind ein paar Vorschläge für zukünftige Themen, über die sich Iris Hanika auch aufregen sollte:

Pop Art

Kein Mensch, der bei Sinnen ist, will sich diese stupide Kinderkritzelei anschauen. Van Gogh, Michelangelo, Dürer, das waren noch richtige Künstler. Wer jedoch so unachtsam ist und dieses bunten Gekleckse—oder, noch schlimmer, maschinell gefertigte Drucke ohne jede Aura—an seine Netzhaut lässt, der muss mit einem sofortigen IQ-Verlust von circa 50 Punkten rechnen. Verwunderlich, dass es bei einer Warhol- oder Oldenburg-Ausstellung noch nicht zu einer Tragödie gekommen ist, weil die Betrachter vergessen haben, wie man richtig geht oder atmet.

Sneaker

Seien wir doch mal ehrlich, liebe Frau Hanikas: Das sind doch keine Schuhe! Ein Schuh muss aus Leder sein, von Hand gefertigt und mindestens ein Jahr lang drücken. Es erscheint fast wie ein Frevel, überhaupt das Wort Kultur im selben Absatz zu erwähnen, den die Überschrift schon als profanen Popo-Blödsinn über Turnschuhe ausweist. Darüber hinaus ist völlig klar, dass das Tragen von Sneakern den Fuß ins Stadium Rap hörender Vormenschen devolutioniert und uns damit körperlich verdummen lässt. Unklar ist lediglich, ob die Verdummung schon in der Sekunde einsetzt, in der man die Zehen erstmals in den Todesbehälter steckt, oder ob es sich um eine sukzessive Rückentwicklung handelt, die nur bei gleichzeitigem Hören von Rap oder Techno zur vollen Blüte gelangt. Fix ist: Während der Französischen Revolution hat keiner Sneaker getragen.

Lesen

Eigentlich macht Lesen doch dumm. Platon hat vor über 2000 Jahren bereits darauf hingewiesen, dass Lesen die Gedächtnisleistung schwächt. Im 19. Jahrhundert kam dann auch noch die völlig berechtigte Angst vor der „Romansucht“ hinzu. Das Argument damals: Wer liest, verliert sich in virtuellen Realitäten. Selbst wenn es unsere Synapsen also nicht vernichtet, macht es in jedem Fall süchtig. Außerdem ist es schlecht für die Augen und schwächt unseren Nachwuchs von Anfang an. Ich sehe es ja bei meinen Nachbarn im gegenüberliegenden Dachgeschoß. Tag und Nacht sind sie am Lesen. Tageszeitungen, Romane, Sachbücher—vor keiner Verblödung wird halt gemacht.

Internet

Die schlimmste von allen Verblödungsmaschinen ist—Omelette surprise—das Internet. Sobald mein Körper auch nur in die Nähe eines Gerätes kommt, das online ist, überfällt mich die ultimative Beklemmung. Ich fühle den Zugzwang der omnipräsenten Erreichbarkeit, spüre die magnetische Anziehung der ebenfalls omnipräsenten Pornoseiten und werde in den Sog nichtendenwollender Hyperlink-Orgien gezogen, die im Wimpernschlag einer Libelle von Wikipedia zu Lemon Party führen können. Und da rede ich noch gar nicht von der Höhle des Löwen, dem schwarzen Loch des Netz-Universums namens Internet-Café, das jede Intelligenz aus dem gesamten Bezirk ringsum abzieht.

Es steht außer Frage, dass das Internet für beinahe alle Übel der Menschheit verantwortlich ist, von Meningitis über Aids bis hin zu Unfruchtbarkeit (von der wir noch dazu erst wissen, seitdem uns das Internet die Pillen dagegen verkaufen will). Wem das nicht bereits INDIREKT genügend Beweis dafür ist, dass das Netz auch blöd macht, der soll bitte nur einmal kurz dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher oder dem Kulturpessimisten Manfred Spitzer zuhören. Die sagen nämlich bei beinahe jeder Gelegenheit: „Das Internet macht uns kaputt.“ (Und damit auch gleichzeitig: „Hallo, ich bin sehr alt.“) Das ist kein Beweis, sondern eine Meinung, sagt ihr?

Ich sage: Ihr habt doch keine Ahnung! Wie viele Zeitungen habt ihr schon herausgegeben? Wie viele Bestseller habt ihr schon geschrieben? Richtig: genauso viele wie Iris Hanika.


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10 Jun 16:28

Die erschreckendsten Hits der 90er

by Malte
Dashiell Hammett

formidabel

Während viele der schlechtesten Hits der 80er in ihrem Dilettantismus auch etwas Rührendes hatten, fehlt dieser Auswahl der schlechtesten Hits der 90er auch nur der kleinste Funken Inspiration und Leidenschaft.
Die Hits der 80er hatten kein Hirn, die Hits der 90er kein Hirn und kein Herz.

Gleich zu Beginn zwei Lieder von Pur, damit wir das hinter uns haben. Ich weiß gar nicht, ob die Stücke Single-Hits waren und sie haben mich auch nicht gequält, weil ich sie zuvor noch nie gehört habe. Aber ihre schiere Existenz ist eine Schallverhöhnung. Und da jedes Pur-Album sich zillionenfach verkauft und die Konzerte überfüllt sind wie Flüchtlingslager in der Dritten Welt, passen sie auch in diese Liste.
Zunächst ein Schlager über Gewalt gegen Frauen.

Pur: Anonymes Opfer

Pur: Kinder sind tabu
Aus Sorge, mit ihrem provokanten Text über misshandelte Frauen ihre Fans unter Taliban, marodierenden Balkan-Truppen und Nazis zu vergraulen, waren Pur beim Stück Kinder sind tabu, ihrem Schlager über Kindesmissbrauch, etwas konsensorientierter.

Captain Jack: Drill Instructor

Hier lernen wir zum ersten Mal das wichtigste Prinzip des 90er-Jahre-Dancefloor kennen. Man nehme einen Afro-Amerikaner, möglichst einen GI, für die Rap-Parts und eine hellhäutige Frau für die Singstimme. Die Videos von Captain Jack waren zuverlässiger Lieferant von transparenten Hemden, weshalb sie mit unglaublicher Regelmäßigkeit zu sehen waren. Hooligans, die in einem englischen Pub ein Potpourri aus When the Rain begins to fall, Heil dir im Siegerkranz, Marmor, Stein und Eisen bricht und dem Horst-Wessel-Lied anstimmen, klingen deutlich melodiöser als Drill Instructor, der Heavy-Rotation-Kracher von Captain Jack.

Worlds Apart: Je te donne

Die industriell hergestellte Boygroup war das zweite wichtige Element der 90er. Man nehme 5 Jungs, die jeweils aussehen wie der Hübscheste aus einer Berufsschulklasse, einer sanft, einer keck, einer verträumt, einer aber hallo und einer, damit die anderen NOCH besser aussehen. Worlds Apart waren etwas zu hübsch gecastet, weshalb ihnen der ganz große Erfolg versagt blieb. Der durchschnittliche Fan konnte sich selbst in seinen kühnsten Träumen keine Mesalliance vorstellen. Nur die größenwahnsinnigen Französinnen bescherten Worlds Apart Chartserfolge, weshalb dieser Anschlag auf die eustachische Röhre auch in einer Art Französisch daherkam. Je te do-ooo-onne. Merke: Französisch kann man schlecht grölen.

Tic Tac Toe: Warum

Ein Kinderspiel war es nicht, Tic Tac Toe zu ertragen. Aber ausgerüstet mit einem imamesken Fatalismus waren die Videos der drei jungen Frauen, die aussahen wie höchstens zwei junge Frauen, manchmal eher lustig als grausam.
“Du gehst zu dem Dealer mit dem Lächeln im Gesicht” war eine stehende Redensart in meinem (in der Tat der SM-Szene zugetanen) Freundeskreis. Warum Warum noch schlechter ist als Ich find´dich Scheiße oder Mr. Wichtig? Weil es genau die Prise Pathos hat, die aus einem ganz normalen Brechmittel einen Horrorklassiker macht.

Spektacoolär: Meine kleine Schwester

Dass Spektacoolär von der Wikipedia als deutsche HipHop-Gruppe bezeichnet wird, lässt den Schluss zu, dass die Wikipedia von empathiefähigen Sozialpädagogen ohne Ohren betrieben wird. Denn Meine kleine Schwester mag ja das Ergebnis der Projektwoche einer Meppener Realschule sein, der vom Meppener Marktführer für Sanitärbedarf ein Röhrenverstärker zur Verfügung gestellt worden ist. Aber auch im weitesten Sinne ist dabei keine Musik herausgekommen, sondern lediglich ein Motiv: Denn welcher Richter würde es nicht als Notwehr betrachten, wenn man mit Brotmessern bewaffneten Minderjährige, die vor sich hinjaulen wie kastrierte Buckelwale, einen Einlauf verpassen würde?

Aus gutem Grund ist das Embedden disabled:

Meine kleine Schwester ihr Bruder macht Musik

Stefan Raab & Die Bekloppten: Ein Bett im Kornfeld

Stefan Raab, Bürger Lars Dietrich und Jürgen Drews. Der Mann mit der schnellsten Zunge Deutschlands wirkte mit bei der Verstümmelung seines Uralt-Schlagers, der noch auf keiner Karaoke-Party so zersungen worden war, Haupttäter war jedoch der Showmaster und ehemalige Jingle-Produzent Stefan Raab. Hier rührte Raab erstmals die Mischung aus Plastik-Funk-Gitarren und Einweg-Beats zusammen, mit der er in den Folgejahren die Charts tyrannisieren sollte. Bürger Lars Dietrich gab dazu den Rap-Clown, der Clip wurde gesponsert von einer Vereinigung Taubblinder, die im Nachhinein anonym bleiben wollte.

Blümchen: Boomerang

Als Blümchen nicht mehr Blümchen genannt werden wollte, sondern Jasmin Wagner, freute sie sich darüber, dass die Leute sie immer gemocht hätten, die Lieder aber nicht. Die seien aber auch Müll gewesen. Vielleicht hat sie auch gesagt, dass die Lieder Dreck waren, Mist, ein kaum verdauter Haufen Scheiße von jemandem, der vorher Menschenleber gegessen hat oder so etwas in der Richtung. Fest steht: Blümchen hat ihre Vergangenheit da etwas zu rosig in Erinnerung.
Man kann nicht einfach rumhitlern wie bekloppt und dann sagen: Sorry, den Bart mochtet Ihr ja und den Rest: Den fand ich selber nicht so toll. Ihre Mega-Knaller Herz an Herz, Nur geträumt und Schau mir unters Röckchen haben einer ganzen Generation die Freude an der Musik geraubt. Aus der Schar ihrer Erfolge ragt Boomerang heraus, weil es noch eine Spur debiler ist als Kleiner Satellit, Bicycle Race oder Du und ich. Eine Spur.

E-Rotic: Fred come to bed

Wer es nicht miterlebt hat, der wird glauben, ich mache einen schwachen Scherz, wenn ich die Singles von E-Rotic aufzähle:
Max don´t have Sex with your Ex, Willy, use a Billy…Boy, Fritz love my Tits, Oh Nick please not so quick. Ja: Wir haben viel geweint damals.

Clawfinger: Nigger

Clawfinger wollen uns in diesem Video erklären, warum man nicht Nigger sagt. Ich möchte die Aufmerksamkeit aber vom Text, der mit dem Einleitungssatz umfassend nacherzählt wurde, weglenken auf das Antlitz der Musiker. Ist es fair, ein Lied wegen der gesichtlichen Herausgefordertheit der Band in eine solche Liste aufzunehmen? Da gebe ich die Frage doch gern an Clawfinger weiter: Ist es fair, so ein Lied aufzunehmen?
Eben.

Band ohne Namen: Girl for a Day

Die Band ohne Namen hieß erst Die Allianz und musste sich dann umbenennen. Das ist die aufregendste Geschichte um diese Band, die, wäre sie von zwei unsichtbaren Mäusen betrieben worden, nicht unspektakulärer hätte sein können (obwohl: dann wäre sie ja doch spektakulär gewesen – man hätte nur die sensationelle Unsichtbarkeit der Mäuse richtig promoten müssen). So waren diese in allen Belangen leicht unterdurchschnittlichen Jungs plötzlich Popstars.
Weil das damals hieß, dass 9jährige Mädchen mit wattierten BHs einem bei VIVA auflauerten und dann ihren Klammer-Atem ins Gesicht bliesen, wünschten sie sich, für einen Tag ein Mädchen zu sein.
(Aus der Reihe: Überleitungen, die Nilz Bokelberg bei VIVA nie machen durfte.)

Sabrina Setlur & Xavier Naidoo: Freisein

Dort, wo Talentlosigkeit und Ernsthaftigkeit sich treffen, dort liegt Rödelheim. Nachdem der Rödelheimer Moses Pelham Sabrina Setlur auf der Rückbank seines Autos entdeckt hatte (ihm war aufgefallen, dass sie unfallfrei Nothing but a G-Thing mitrappte), schob er gleich noch eine Entdeckung nach: Den bekennenden Animisten Xavier Naidoo. Der glaubte daran, dass der Wind ein sturer Hund ist und dass Freiheit bedeutet, rumzuwehen. Was immer das heißen soll.

Michael Jackson: Heal the World

Zu Unrecht gehen viele Menschen davon aus, Michael Jacksons Abstieg hätte mit den Prozessen um die ihm unterstellten Übergriffe begonnen. Weihnachten 1992 erschien das grauenhafte Heal the World und von da an füllte er noch Mehrzweckhallen in Samstagabendshows, aber keine Tanzböden mehr. (So stimmt das natürlich nicht: Irgendwo läuft immer wieder mal etwas von Michael Jackson, aber nichts, das jünger ist als 26 Jahre. Und damit viel zu alt für ihn).

Scooter: Hyper Hyper

Scooter sind in Ordnung. Anders als Blümchen kann man den Alt-Ravern unbesehen zutrauen, dass das, was sie produzieren, genau ihr musikalischer Horizont ist. Sie werden noch in 30 Jahren Altenheime füllen und Sangria-Eimer leeren. Sie sind für die Geschichte der elektronischen Musik das, was die Scorpions für die des Soft-Rock sind: ehrliche Verwalter eines Erbes, das niemand antreten wollte.
Dieses eine Lied aber, das war so schmerzhaft, dass man, wenn es irgendwo ertönte, rasch sein Geschlechtsteil in eine Tür geklemmt hat, damit man etwas abgelenkt wird. Nicht nur wurde Annihilating Rhythm geplündert, auch wurden verdiente Recken des Techno gegrüßt. Gegrüßt? Ja, Hans-Peter schreit die ganze Zeit Respektbekundungen an alle möglichen DJs. So schlimm? Ja, genau so schlimm.

Mr. President: Jojo Action

Irgendwann waren die Produzenten von Mr. President an dem Punkt, an dem ihnen nichts mehr einfiel. Das war kurz bevor sie die Verträge mit Judith Hildebrandt, Daniela Haak und George Jones (der bald darauf durch Delroy Rennalls ersetzt wurde) unterschrieben. Es folgte eine typische deutsche Erfolgsgeschichte: Jedes der mit Hilfe von Reimwörterbüchern erstellten, tonleiternentstellenden Lieder wurde ein Hit. Dann übertrieben es die Macher und warfen mit Dartpfeilen auf ein englisches Telefonbuch. Heraus kam das Aphrasie-Gestammel von Jojo Action.

JoJo Action – satisfaction
Candy apple tree
JoJo Action – satisfaction
JoJo honey bee
Listen JoJo Action
Gimme satisfaction
JoJo c’est la vie

Platz 4 in den deutschen Charts.

Army of Lovers: Crucified

Natürlich wird sich unsere Generation von unseren Kindern fragen lassen müssen, warum wir nichts gemacht haben.
Wir haben ja nichts gewusst. Na gut, mitbekommen haben wir es schon, aber da war es schon zu spät und wir haben ja auch einfach nicht verstanden, was da passiert. Das übersteigt doch aber auch das Vorstellungsvermögen.

Nana: Lonely

Nana ist der erfolgreichste Vertreter des Euro-Rap. Heute würde man sagen: Beim Euro-Rap ging es darum, möglichst viele Euro in möglichst kurzer Zeit einzusacken, um dann mit dem Geld was Anständiges zu machen. Aber den Euro gab es ja noch nicht. Also worum ging es beim Euro-Rap? Der Einsicht, nicht rappen zu können, nicht Mikrofonverzicht folgen zu lassen, sondern ein höheres Investment in Schriftzüge bei der Videoherstellung. Statt Soulsamples Plattenbauschlampen Refrains singen lassen, die von einer Intensität sind, dass man fast glaubt, in einem Kühlhaus sei ein Eiswürfel verunglückt.
Es ging darum, irgendeinen zu finden, der schwarz genug ist, dass man ihm abnimmt, mal in Afrika Urlaub gemacht zu haben und das dann Credibility zu nennen. Es ging darum, möglichst schnell möglichst viel Geld einzusacken und dann mit dem Geld was Unanständiges zu machen. JETZT sitzen sie wahrscheinlich wirklich alle im Knast.

Guildo Horn: Guildo hat euch lieb

Die 90er Jahre waren die Geburtsstunde des ironischen Hörens. Schlager, die der Grund dafür gewesen waren, dass unsere Eltern ihre Fernseher verbrannt hatten und in Grateful Dead-Konzerte gerannt waren, waren auf einmal Kult (das Wort erzeugt selbst beim Schreiben Würgreflexe bei mir). Kriegsgewinnler der ironischen Schlagerwelle war Horst Köhler (sic!) der als Guildo Horn ein – natürlich – Kultstar wurde.
Dieses von Stefan Raab lieblos zusammengestückelte Häuflein Klang namens Guildo hat euch lieb bietet für das unironisch hörende Ohr einen Retortenschlager mit Schmierenstimme, vorgetragen von einem Mann, der aussieht, als halte er das Prinzip Körperhygiene für Nazikram. Aber Ohren sind halt einfach etwas zu streng manchmal.

Down Low: H.I.V.

1999 machten Down Low auf die Gefahren von H.I.V. aufmerksam.
Mehr sage ich nicht.

Touché: YMCA

Touché ist das Boygroup-Projekt des untoten Dieter Bohlen. Wenn man aus Aachen kommt und das Stimmungslied über den christlichen Verein junger Männer von den Village People also Karneval für Karneval zu ertragen hat, ist man einigermaßen abgehärtet. Ich hätte dieses müde hingeworfene Cover übergangen, wäre da nicht der Rap des Modern-Talking-Revival-Rappers Krayzee gewesen. Denn der hebt dieses erbärmliche Lied auf genau das Niveau, um das es hier geht.

Wes: Alane

Ein Stück, das geschaffen wurde für die Lufthansa-Musikberieselung. Ethnoschleim der unabwaschbarsten Sorte. Alane überträgt sich anders als Ebola durch die Luft und wird daher beim Bundesseuchenamt in einer Röhre aufbewahrt. Möge man es nie wieder freisetzen.

Aqua: Barbie Girl

Bubble-Gum-Pop hieß das, was Aqua da betrieb. Man hätte es aber auch Nervenheilanstalts-Blues oder Schnitzel-Punk nennen können. Wichtig war nur, dass man das Kaugummi möglichst tief in den Gehörgang steckte. Allerdings ist die Visualisierung des Stücks Barbie Girl im Video fantastisch geglückt. Wie die hochgepitchte Stimme ihre Entsprechung findet in dem hochgeptitchten Pink, das Vakuum des Textes korrespondiert mit der Nichtigkeit des filmischen Pendants – sagenhaft.

Vengaboys: Boom, Boom, Boom, Boom!

Dass eine Band Vengaboys hieß und doch eher überwiegend (? – ich kann mir das jetzt nicht noch einmal anschauen, Ihr müsst verstehen, was es bedeutet, diesen Artikel zu schreiben, ich musste mir ja auch ein paar Dutzend Sachen anschauen, die es gerade so nicht geschafft haben) aus Frauen bestand und dass der Text “BoomBoomBoomBoom, I want you in my room” ging – das fiel einem damals ja schon gar nicht mehr auf. Trotzdem sorgt die nervenzerfetzende Aerobic-Lehrerinnen-Fröhlichkeit der singenden Eintänzer auch noch nach Jahren für Schüttelfrost im Unterbewusstsein.
(Die Wahl war nicht ganz leicht zwischen Squeezer, A touch of Class und den Vengaboys und jedes dieser Projekte hätte hier einen Platz verdient gehabt.)

Rednex: Wish you were here

Wenn Whitney Houston Wish you were here gesungen hätte, dann hätte es ein ganz anständiges Lied sein können. Dann noch einen anderen Text und ein wenig an der Musik geschraubt, einen Refrain anstatt einer immer und immer wiederholten Titelzeile – dann noch einen den Regeln der Kompositionslehre entsprechenden Aufbau, vielleicht noch ein Studio angemietet, statt in der niemals benutzten Dusche des Produzenten ein tastenarmes Yamaha-Keyboard mit Aufnahmefunktion zu missbrauchen – es hätte nicht viel gebraucht und Wish you were here wäre ein angenehmer Sommerblues geworden, vielleicht ein kleiner Club-Hit. So war es wochenlang auf Platz 1 der deutschen Charts.

Scatman: I´m a Scatman

Wer Scat googlet (die Google-Bildersuche empfehle ich ausdrücklich nicht), weiß Bescheißd. Für dieses Lied braucht man rollenweise Klopapier.

Elton John: Candle in the Wind (Version von 1997)

Candle in the Wind ist das erfolgreichste Lied aller Zeiten. In der ursprünglichen Fassung ein belangloser und für Elton Johns Verhältnisse nicht besonders erfolgreicher Song, wuchs sich das Lied zum weltweiten Ärgernis aus, als Elton John es zur Beerdigung von Diana Spencer mit einem neuen Text vortrug. Milliarden Menschen auf der ganzen Welt krümmte sich der Dünndarm ob dieser Geschmacklosigkeit. Da wird ein Lied über Marylin Monroe ruckzuck umgedichtet, aus “Goodbye Norma Jean” wird “Goodbye England´s Rose” – und alle Anwesenden tun, als wäre das das Normalste auf der Welt. Hätten sie mal den Bohlen gefragt, der macht aus drei Tönen 40 Staffeln DSDS-Langspielplatten, aber der feine Herr Brille kann natürlich nicht so schnell arbeiten. Der recycelt sich lieber selbst.

XXL feat. Peter Steiner: It´s cool, Man

Ein weiterer Fall von: schwer zu erklären. Es gab eine Schokoladenwerbung, in der ein zotteliger Alm-Öhi eine Gruppe von Jungdynamikern mit Schokolade bewirtet und sie augenzwinkernd warnt: “Aber Vorsicht: Ist cool, Man”. (Vielleicht sagte er auch: It´s cool, Man, er hatte nicht mehr genug Zähne, zuviel Bart und zuviel Bergakzent, als dass man diesen Unterschied gehört hätte.) Halblegale Boulevardmagazine im Privatfernsehen machten den Darsteller darauf zum Kult-Opa und es folgte, was in den 90ern immer folgte: eine HipHopTechno-Vergewaltigung.

Dolls United: Eine Insel mit zwei Bergen

Kann man Puppen hassen? Leicht, wenn man auf Juristenpartys die rechtsprechende Elite von Morgen “Ah jetzt, ja!” grölen hört. Und das immer wieder. Warum erwachsene Produzenten, die keinen Druck von der Drogenmafia oder Spielschulden haben, ein Lied mit Stimmen der Augsburger Puppenkiste machen, Deppenbeats drunterlegen, bei denen ihr Magix Music Maker sich vor Scham selbst zerstört hat? Nun, vermutlich hatten sie Spielschulden, eine Reifestörung und Druck von der Drogenmafia. Das wäre wenigstens eine Erklärung. Aber natürlich keine Entschuldigung.

Die Doofen: Mief!

Mit einem Lied, das witzig sein will, verhält es sich wie mit einem Alzheimer-Patienten, der der Krankenschwester anzügliche Komplimente macht: irgendwann ist auch gut. Der irrtümlicherweise für einen Komödianten gehaltene Sich-Selbst-Ernstnehmer Olli Dittrich und das – paradoxerweise – erkennbare Nichts Wigald Boning reimen wie eine Auffangstation für serotoninaufnahmegeschädigte Jugendliche mit familiärem Drogenhintergund Lampe auf Schlampe. Die Doofen? Die Käufer, natürlich.

Gompie: Who the fuck is Alice

Bei den meisten Kneipenspäßen muss man dabeigewesen sein, um sie zu verstehen, bei diesem kann man dem Herrgott nicht dankbar genug sein, das nicht miterlebt zu haben.
Es war ein ganz gewöhnlicher Donnerstagnachmittag in der Eindhovener Kneipe Starbucks (der Besitzer ist heute nach einem mehrjährigen Prozess um die Namensrechte Multi-Millionär), als der arbeitslose Dachdecker Hans Dommeken in das auf Endlosschleife scheppernde Living next door to Alice hineinplärrte: “Watt zum Deibel heed´de det meisje nid nojkke daan?”
Da dieser Satz für ein Mem erkennbar zu lang, zu holländisch und zu grammatikalisch unkorrekt ist (Hans Dommeken stammte aus Aldenhoven und war der holländischen Sprache nur im Gutturalbereich mächtig), wandelte er sich von Kneipe zu Kneipe zum im Chor gerufenen “Who the Fuck is Alice”.

Richie: Supa Richie

Bevor der heutige Beckenbauer-Imitator, dessen Namen ich nicht googlen will, weil mir das vor meinem BKA-Mann zu peinlich ist, Beckenbauer imitierte, imitierte er: Superman. Oder einen Uhu-schnüffelnden Jugendlichen. Oder er war ganz bei sich. Ein Lied kam – selbstverständlich – auch dabei heraus, zumindest firmierte es als Lied, nach deskriptiven Merkmalen wurde hier ein Schwein gefoltert, die Schreie aufgenommen, rückwärts gespielt und dann hat man Sprechübungen eines frisch Lobotomierten eingestreut.

Oli P: Flugzeuge im Bauch

Ich kann mich nicht entscheiden, ob es schlimmer ist, ein sowieso schon ekliges Lied noch unerträglicher zu machen oder ein Stück, das ganz ordentlich ist, für den zivilen Gebrauch untauglich zu schießen. Oli P, die Stimme gewordene Darmspülung, liest ein Protokoll seines letzten Zahnarztbesuchs vor, während eine hoffentlich schlechtbezahlte Studiomatratze dem Lied das letzte Stück Seele raubt. Flugzeuge im Bauch war 1998 sieben Wochen auf Platz 1 in Deutschland.

Mit bestem Dank an Nilz Bokelberg, der hier übrigens eine sehr schöne Geschichte über jemanden erzählt, der ganz knapp daran gescheitert ist, in die Liste der erschreckendsten Hits der 90er aufgenommen zu werden. Auch Christian hat wieder sehr geholfen. Ebenso Dank an spiros81, nababenko und hufeisen.

05 Jun 10:55

Schallplatten aus dem 3D-Drucker

Musik ist dieser Tage genauso unsichtbar wie Geld, und damit meine ich, dass wir damit ziemlich leichtsinnig umgehen. Ich trauere immer noch bitterlich um meinen ersten MP3-Player—wie ein Witwer, der mit den Schulden seiner Verstorbenen zurückgelassen wurde. In Amerika gibt es eine Künstlerin, die 3D-Druck und Laserschneiden benutzt, um Musik auf neue und innovative Weise zu verewigen. Amanda Ghassaei hat nicht nur einen positiven Weg gefunden, eine Maschine zu nutzen, die bis dato bekannt dafür war, Dinge zu erschaffen, die Menschen tötet—sie hat es sogar geschafft, Radiohead auf eine Holzplatte zu pressen. Ich habe mit ihr über unnachahmliche Vinyl-Kreationen, das Warten auf Brian Enos Anruf und darüber, wie man Musik auf Käse-Tortillas presst, gesprochen.

Klickt hier oder auf das Foto der wunderschönen Holzschallplatte, um das Interview bei Noisey zu lesen.

04 Jun 15:23

Das größte Arschloch aller Zeiten im wohl schlechtesten Musikvideo aller Zeiten

by Robert Foster

Irgendwann in den 90ern hat das Kerrang! Magazine die Queercore-Band Pansy Division interviewt. In diesem Interview hatten sie die großen Pop-Punk-Bands wie NOFX und Pennywise mit den 80er Party-Metal-Drecksäcken von Mötley Crüe verglichen. Ihrer Meinung nach sprachen diese Bands den gleichen Typ von Mensch an (Arschlöcher auf irgendwelchen Partys) und verhielten sich auch genau so (wie Arschlöcher auf irgendwelchen Partys). Während sie nicht ganz unrecht damit hatten, dass sich der Fokus vom Bekämpfen der Macht eher auf das Bekämpfen des Kotzreizes verschob, konnte niemand Ronnie Radke auch nur erahnen. Niemand konnte, geschweige denn wollte, das jemals tun.

Ronnie Radke ist der Sänger der aus Las Vegas stammenden Metalcore-Arschlöcher Falling in Reverse. Vor Kurzem soll er seine gesamte Band in einem Wutanfall wegen irgendwelcher Unstimmigkeiten in Bezug auf den Ticketverkauf gefeuert haben. Mittlerweile wurde dies jedoch dementiert. Nichtsdestotrotz hat er gerade im Alleingang ein Musikvideo veröffentlicht, das uns daran erinnert, warum Terroristen uns hassen, Punk tot ist und wie man ein verdammter Rockstar ist:

Ganz genau. Irgendjemand da draußen dachte, es sei eine gute Idee, irgendwelche Emo-Spinner eine Choreografie zu Metalcore-Breakdowns aufführen, den nervigsten davon singen und das ganze mit etlichen Synthiesounds unterlegen zu lassen, die noch schlechter sind als die von Skrillex und nach fauliger Pisse stinken. Ich weiß nicht, ob es da besser oder schlechter ist, dass Radke behauptet, seit fünf Jahren nüchtern und drogenfrei zu sein. (Zufälligerweise sind das genau die fünf Jahre, die er wegen eines Streits auf Bewährung verbrachte, bei dem jemand Anderes erschossen wurde. Zwei davon saß er im Knast, weil er nicht bei seinem Bewährungshelfer aufgetaucht ist. Yep, so ein Typ ist er.)

Zum Leidwesen aller, die gerne gesichtstätowierte Rock-Diven dabei beobachten, wie sie Scheiße über Leute erzählen, von denen sie glauben, falsch behandelt worden zu sein, hat Radke alle seine Twitter-Kommentare und Instagram-Fotos nach einem Wutanfall gelöscht. In Anbetracht eines solchen feigen Rückzugs müssen wir unseren Blick wohl auf das Video zu „Alone“ konzentrieren, wenn wir die Psyche eines ausgewachsenen, verdammten Rockstars zusammensetzen wollen.

Das Video beginnt, unterlegt von Synthiesounds, mit einigen Emo-Bros die aus einem Helikopter springen und so aussehen, als kämen sie direkt aus einem „Make a Band“-PC-Spiel aus den 90ern. Wenn ihr den Helikopter betrachtet, denkt daran, dass diese Kerle bei Epitaph Records, dem Pop-Punk-Motown-Label von Bad-Religion-Gitarrist Brett Gurewitz, unter Vertrag stehen. So sieht’s aus. Derselbe Typ, der „We're Only Gonna Die (From Our Own Arrogance)“ geschrieben hat, hat einen Hubschrauber und einen Haufen weißer Anzüge gemietet, um den stinkendsten Haufen Scheiße in der Toilette von Ronnie Radkes Ego in Realität zu verwandeln. Ich bin kein Punk-Purist, aber ich glaube, Mr. Gurewitz sollt sich da mal eine Weile Gedanken drüber machen.

Ronnie kommt einen Augenblick nach seinen Bandkollegen an, na klar, genauso ist er. Er springt als Star der Show aus einem Ferrari, der dann führerlos weiterfährt. Verdammt, der Track klingt sogar wie eine gottvergessene Kollaboration von Fall Out Boy und 2 Chainz, die wahrscheinlich irgendwo in einem aufdringlichen Studio in L.A. vor sich hin köchelt.

Dann zeigt er auf seinen Schuh und sagt:

„White boy on the beat /rockin’ Gucci sneaks.“

Irgendwie komisch, so etwas zu sagen. Vielleicht geht das aber auch nur mir so, wenn man bedenkt, dass die einzigen Leute, die ich in Gucci-Turnschuhen gesehen habe, holländische Touristen mittleren Alters sind. 

Nachdem Ronnie ein paar verdammte Wahrheiten über Charlie Sheen rausgehauen hat, macht er dieses Gesicht. Diejenigen von euch, die mit Metalcore vertraut sind, erkennen darin genau das, was passiert, wenn ein Kerl klaren Emo-Chorknabengesang  mit einem Krümelmonster-/Raging-Speedhorn-ähnlichen „Rrrrrwooooooargh!” unterbricht.

Profi-Tipp: Aus dem Kontext gerissen sieht dieses Gesicht immer nach Blowjob aus.

Nach der Schreierei folgen die Band und ein paar heiße Schlampen in Overalls ihrem furchtlosen Anführer in einen Flugzeughangar, um sich ums Business zu kümmern. „Welches Business?“, werdet ihr fragen!

ROCK-BUSINESS NATÜRLICH!

Leider stellte es sich als recht schwierig heraus, Ronnies größten „Rick Ross Instagram“-Swag in dem Video zu finden, aber schaut euch einfach diese (durch den Text von „Alone“ transportierten) Weisheiten an:

„I've got a lot of people talking nothing but chatter / Why'd you switch your style up and that I don't matter / Man, I've been in rap since I was shitting in Pampers / Climb the ladder to the top and now I'm shitting on rappers.“

Bam! Nehmt das, ihr Wichser! Pampers!

Ohne zu angepisst und alt klingen zu wollen, aber angeblich fing Dennis Lyxzen von Refused so um 1997 an, sich für Levis und Jazz zu interessieren und fabrizierte daraufhin dieses Album/Video, weswegen wir hier jetzt mutmaßliche Frauenschläger in hässlichen Anzügen und Frauenjeans ertragen müssen, die über tranceähnliche Synthie-Versatzstücke rappen. Im Vergleich lässt diese Art von Wandel die Entwicklung von Kraftwerk zu David Guetta geradezu nahtlos und respektabel erscheinen.

Sonnenbrillen werden drinnen getragen, selbstverständlich. Die Coca-Cola unter den Dingen, die Leute sofort als Schwachköpfe kennzeichnen. Ich muss jedoch sagen, dass die Sonnenbrille in diesem Kontext merkwürdigerweise sogar irgendwie beruhigend ist. Das Video strotzt nur so vor neuen Arten von Dämlichkeit, dass es eigentlich nett ist, daran erinnert zu werden, wie scheiße früher alles war. Denn verglichen mit „Falling in Reverse“ war die Vergangenheit das goldene Zeitalter für Scheiße.

Ernsthaft? Warum machen Leute das noch? Selbst meine Mutter zeigt gelegentlich jemandem den Finger, wenn sie irgendwas aufregt. Heutzutage haben wir das Internet. Diese Geste wird niemals wieder irgendjemanden beleidigen, also hört endlich auf damit.

Ich bin nicht ganz sicher, ob das einer der seltenen Momente ist, in denen Ronnie an sich selbst zweifelt, aber hier macht er das Zeichen für Loser (© Wheatus, 2000) falsch rum. Er zeigt es sich also selber.

Er verabschiedet sich entschieden stilvoll mit einem Kuss an all die Damen/Hater/Damenhasser da draußen. Over and Out, Ronnie, du verblendeter, kleiner Mann.


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