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03 Aug 07:43

Erinnert sich eigentlich von meinen Lesern noch jemand ...

Erinnert sich eigentlich von meinen Lesern noch jemand an die Spiegel-Affäre?

Die Jüngeren unter meinen Lesern werden schockiert sein, dass der Spiegel mal wegen Landesverrats verfolgt wurde. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Erinnert sich noch jemand, wann die das letzte Mal wirklich regierungskritisch berichtet haben? Also unter Inkaufnahme eines Risikos für sich selbst? Wie es heute Netzpolitik.org macht?

Ich auch nicht.

Aber man würde ja denken, dass die sich jetzt wenigstens ordentlich solidarisieren würden. Aus historischen Gründen. Hier ist, was die bisher geschrieben haben. Ich sehe da keine Solidarisierung. Nur Herunterspielversuche der Tragweite dessen, was da gerade passiert.

Ach naja, wird ja bestimmt gleich wieder eingestellt, wenn der Gutachter sagt, das war gar keine Staatsgeheimnisse!1!!

Ja super, liebe Spiegel-Redaktion! Stellt euch mal vor, wie ihr euch damals bei der Spiegel-Affäre gefühlt hättet, wenn das andere Presseorgane so gesagt hätten. Stattdessen hat sich damals praktisch das ganze Land hinter den Spiegel gestellt. Angesichts dieser schwachen Nummer jetzt wird das hoffentlich der eine oder andere bereuen.

Übrigens war damals die Verräterpartei noch auf Seiten des freien Journalismus. Wie sich die Zeiten ändern.

27 Feb 06:44

Was habe ich über die Amis hergezogen, wenn deren ...

Was habe ich über die Amis hergezogen, wenn deren Richter mal wieder weltweit zuständig zu sein glauben und irgendwelchen anderen Ländern Vorschriften machen. Wie sich rausstellt, war das ungerecht, denn der BGH glaubt auch, urteilen zu dürfen, ob die Republik Argentinien mit Hinweis auf ihren Staatsbankrott 2001 Schulden von davor nicht zurückzahlen darf. Ein paar "Anleger" hatten sich durch die Instanzen geklagt, und anstatt ausgelacht zu werden haben sie jetzt auch noch Recht bekommen.
Der BGH hat entschieden, dass die Republik Argentinien die Erfüllung von Zahlungsansprüchen privater Gläubiger aus von ihr begebenen Inhaberschuldverschreibungen unter Berufung auf den von ihr erklärten Staatsnotstand nicht verweigern kann.
Was für eine unglaubliche Frechheit. Man stelle sich mal vor, mit diesem Maßstab würde sagen wir mal Griechenland gegen Deutschland klagen wegen der Zwangskredite aus der Nazizeit. Unglaublich.
05 Feb 08:34

Ihr kennt ja sicher die Graphiken über den War on ...

Ihr kennt ja sicher die Graphiken über den War on Drugs. Da kann man ja praktisch hingreifen wo man will, die haben in jeder denkbaren Metrik versagt. Die Preise sind gesunken, die Produktion ist verstiegen, der Markt ist gestiegen, die Reinheit der Drogen ist gestiegen, ...

Aber irgendwie macht sowas für den War on Terror kaum jemand. Die Anstalt hat dafür mal eine tolle Grafik ausgegraben, aus diesem PDF hier. Seite 15 im PDF (13 nach Seitennummerierung im PDF). Die Grafik ist so krass, dass ich die mal rauskopiert habe und separat verlinkbar mache. Das ist alles, was man zum Thema Terrorismus sagen muss. Beachtet auch mal, wo die Kurve für Irak, Afghanistan, Pakistan, Nigeria und Syrien vor 2002 war. Kaum messbar!

19 Dec 07:10

Eigentlich wollten wir das ja schön auf dem 31c3 platzen ...

Eigentlich wollten wir das ja schön auf dem 31c3 platzen lassen, aber da hat der Herr Nohl wohl seinen Schwanz sein Ego nicht solange im Zaum halten können: Wie man UMTS-Verschlüsselung umgeht: Das Gruselige daran ist, dass das nicht ein "die haben halt schlechte Krypto genommen" ist, sondern das ist im Protokoll vorgesehen, dass man auf dem Weg an den Schlüssel kommt. Man meldet sich per SS7 und fragt nach dem Schlüssel. Gut, SS7-Zugang zu beschaffen ist nicht direkt ein Selbstläufer, das ist schon mit ein bisschen Aufwand verbunden.

In jedem Fall gibt es trotzdem auf dem 31c3 noch den Vortrag dazu, und einen anderen SS7-Vortrag, der noch in eine andere Richtung geht und dessen Vortragender noch nicht alles vorher verraten hat, der sich daher also noch mehr lohnen wird.

24 Nov 05:27

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13 Sep 05:48

no thanks apple



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07 Sep 22:51

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30 Aug 01:55

Schlagzeile des Tages: Obama is Infecting Christians ...

10 Aug 09:38

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04 Jul 08:37

hue hue



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05 May 04:53

Ich habe mich ja lange nicht mehr so geärgert wie ...

Ich habe mich ja lange nicht mehr so geärgert wie über diesen Spiegel-Artikel. Inhaltlich sagen sie da, die Bundesregierung hätte Snowden zwar einladen können, aber dann hätte man ihn halt sofort an die USA ausliefern müssen. Das fand ich schonmal sehr ärgerlich, denn es entspricht nicht den Fakten. Natürlich kann ein Land wie Deutschland auch einem Zeugen freies Geleit zusichern.

Aber das Fass zum überlaufen gebracht hat das hier (es geht um das No-Spy-Abkommen, und dass die Regierung Informationen zu den Verhandlungen dazu dem NSA-Ausschuss nicht offenlegen will):

Diese seien tabu, weil es sich um ein "laufendes Verfahren" handele, sagte nach Informationen des SPIEGEL ein hochrangiger Regierungsbeamter. Außerdem gehe es dabei um den "Kernbereich der exekutiven Eigenverantwortung", der verfassungsrechtlich geschützt sei.
Diese Formulierung löst in mir eine enorme Wut aus, besonders um Zusammenhang damit, dass sie hier mit Verfassungsrecht argumentieren, weil mir das so dermaßen wie ein Taschenspielertrick vorkommt, um den vom Verfassungsgericht immer wieder zitierten Kernbereich privater Lebensgestaltung zu missbrauchen, um für ihre, na sagen wir mal, "Arbeit" einen ähnlich starken Schutz zu konstruieren. Aber es stellt sich raus, dass ich da bloß ignorant war. Den Begriff gibt es wirklich, den haben sie schon 2007 benutzt, um die Geheimdienste vor der parlamentarischen Kontrolle zu schützen. Und schon damals haben sie dafür vom Verfassungsgericht auf die Fresse bekommen. Das ganze geht zurück auf ein Urteil des Verfassungsgerichtes aus dem Jahre 1984. Da ging es pikanterweise um den Flick-Untersuchungsausschuss. Historisch gesehen passt das also mal wieder ganz großartig. Eine korrupte Mischpoke, unsere Politik. Damals wie heute.
26 Apr 13:27

Es gab in den letzten 12 Monaten ein paar spektakuläre ...

Es gab in den letzten 12 Monaten ein paar spektakuläre Untersuchungen von großen Mengen an Crypto-Schlüsseln, u.a. aus dem Internet gesammelt oder von von einem Land ausgeteilten Smartcards und so. Das war bisher für RSA, und da haben sich möglicherweise die Anhänger von elliptischen Kurven gedacht, bei ihnen sei das alles besser. Hier ist ein Paper, wo ein paar Forscher so etwas mal für elliptische Kurven gemacht haben, und zwar bei TLS, SSH, Bitcoin und bei österreichischen elektronischen Personalausweisen. Die Ergebnisse sind haarsträubend. Besonders bei Bitcoin. Da haben sie nämlich doppelte Nonces gefunden (eine Nonce ist eine Zahl, den man nur einmal benutzt), und darüber ließen sich die private keys rekonstruieren. Allerdings waren die Accounts schon leergeräumt. Und dann fanden sie einen Account, der von 10 dieser Accounts Geld gestohlen zu haben scheint, und zwar insgesamt 59 Bitcoins oder umgerechnet 12000 Dollar.
26 Apr 13:22

PSA: Wegen einer renitenten Nervbacke mit viel zu stark ...

PSA: Wegen einer renitenten Nervbacke mit viel zu stark ausgeprägtem Mitteilungsbedürfnis werden hier bis auf weiteres Mixmaster-Emails geblockt.
16 Apr 15:34

Mir reicht es. Webseiten, bei denen man beim Runterscrollen ...

Mir reicht es. Webseiten, bei denen man beim Runterscrollen nicht das ganze Browserfenster für den Inhalt hat, sondern die oben einen fixen Streifen Navigations-Bullshit abzwacken, am besten noch mit dem überall identischen Javascript-Übergang, die boykottiere ich ab jetzt.

Das ist ja schlimm genug, wenn die Webseiten alle am Rand irgendwelchen Bullshit einblenden. Wir haben daraufhin alle unsere Fenster breiter gemacht und setzen jetzt Breitbild-Monitore ein, damit wir trotzdem noch genug Text vor den Augen haben. Eine absolute Zumutung!

Und jetzt fehlt auch noch oben 20%? Weil irgendein Designer keinen Hydranten gefunden hat und dann halt auf die Webseite pinkeln musste?

Nicht mit mir. Hoffentlich wird das bald Adblock-Feature, diesen Mist transparent wegzufiltern. Zum Kotzen!

13 Mar 08:04

Kurze Durchsage der Referentin für Geschlechterpolitik ...

Kurze Durchsage der Referentin für Geschlechterpolitik beim Asta der Uni Potsdam.
Auch wenn die Ausdrucksweise [des Täters] nicht angemessen sei, hat Sprengel auch Verständnis für den Ausraster: "Es spiegelt eine Notsituation gepaart mit Existenzängsten wider [...]" [...] Doch [das Opfer] gefalle sich in seiner Opferrolle, statt über den Druck nachzudenken, unter dem [der Täter] womöglich stand.
Wenn ihr mal raten müsstet, wie hier die Geschlechterrollen verteilt waren, ...?
10 Mar 21:17

Seid furchtbar und mehret euch

by Anna

Jaja, die DNA. Man kann soviel darüber schreiben. Sie ist ein wirklich fantastisch gestaltetes Molekül. Nicht nur dass sie eben diese Doppelhelix hat, die sie sehr stabil macht, das wirklich neue an der DNA war, evolutionär gesehen, dass sie zwei Stränge hat. Einen „Sense“ Strang und einen „Antisense“ Strang. Also einen der Sinn ergibt und einen der genau umgekehrt gelesen werden müsste damit er Sinn ergibt. Man sagt auch „rückwärts komplementär“. Was ist daran so toll? Da sich die Basen, die ja den genetischen Code ausmachen, nur ganz spezifisch verbinden können ist ein Strang immer gleich der Bauplan für den anderen.

 

Jetzt nehmen wir einmal an, die Zelle möchte sich vermehren. Dazu muss sie erst einmal ihre DNA verdoppeln, damit jede Tochterzelle je einen Satz DNA (und somit Chromosomen) erhalten kann. Das passiert schon sehr weit vor der eigentlichen Zellteilung denn die Zelle muss ihre DNA auf Fehler prüfen. Ist da vielleicht eine Base falsch zugeordnet? Oder ist sie irgendwo angeknackst? Ist alles okay geht die DNA Replikation los.

 

Ein Enzym namens Helicase lagert sich zwischen den beiden Strängen an und löst die Verbindungen zwischen den Basen, die beiden Stränge gehen auf wie bei einem Reißverschluss. Jetzt kann sich die Polymerase anlagern. Polymerasen sind Enzyme, die DNA synthetisieren. Sie erkennt die Base auf dem Strang und sucht die passende aus. Bei einem Adenin hält sie also ein Thymin hin, bei einem Guanin ein Cytosin und umgekehrt. Wie ein kleiner Amor beschleunigt sie die Verbindung zwischen den beiden Basen. An den Basen hängt schon das Zuckerphosphatgerüst dran, man nennt sie Nukleotide.

 

Die Polymerase hat einen Nachteil, sie kann nur in eine Richtung synthetisieren. Die Richtung ergibt sich hier aus den Phosphatzuckerresten, die das Gerüst der DNA bilden. Wir Biologen reden von einem 5-Strich (5′) und einen 3-Strich-Ende (3′) und wer kein Chemie mag überspringt den Rest dieses Absatzes. Chemiker zählen die Kohlenstoffe von Molekülen gerne um sie genau beschreiben zu können. Die Bestandteile der DNA haben je einen Ring aus 5 Zuckern die von 1-5 durchgezählt werden. Am dritten und am fünften sind die Zucker über das Phosphat verbunden. Es geht jetzt darum ob die Reihenfolge der gegenläufigen Stränge 5′ zu 3′ oder 3′ zu 5′ ist. Die Polymerase kann nur von 5′-3′ synthetisieren.

Vor allem braucht sie dazu einen Primer. Ein Primer ist ein kleines Stück RNA, das ist so ähnlich wie DNA. Er bindet sich an die DNA und dient als Startpunkt an dem die Polymerase ansetzen kann. Die Primer werden später zerstört und ersetzt.

Auf dem 5′-zu 3′ Strang der DNA kann die Polymerase einfach ab dem Primer lossynthetisieren, sie muss nur der Helicase hinterherlaufen. Da die Helicase die DNA nicht komplett öffnet sondern nur kleine „Bläschen“ erzeugt in der die DNA gerade offen ist, kann die Polymerase nicht warten bis der gesamte Strang geöffnet ist und dann von der anderen Seite her loslegen. Daher werden immer nur kleine Stückchen DNA repliziert, weil die Polymerase entgegen der Richtung arbeiten muss in der der Strang aufgeht. So setzt sie ein Enzym namens Primase immer neue Primer, zwischen denen die Polymerase dann die DNA synthetisiert. Diese Stücke nennt man Okazaki-Fragmente. Die RNA-Primer werden danach zerstört und durch DNA ersetzt.

 

Vielleicht haben manche von euch schon einmal von der Polymerasen Kettenreaktion oder PCR (Polymerase Chain Reaction) gehört. Das ist eine sehr häufig in der Biologie angewandte Grundlagenmethode. Eigentlich passiert vom Prinzip her nicht viel anderes als in der Zelle auch. Wir verwenden keine Helicase sondern erhitzen die DNA einfach sehr hoch, dann trennt sich der gesamte Strang (er denaturiert) auf. Dann senken wir die Temperatur, die künstlich hergestellten Primer binden an den zu ihnen passenden DNA-Abschnitt und die Polymerase kann loslegen. Wir verwenden spezielle, hitzeresistente Polymerasen die man sonst in Mikroorganismen in heißen Quellen findet. Eine kleine Änderung gibt es aber dennoch: Nur ganz selten wollten Forscher das gesamte Genom eines Organismus‘ replizieren. Oft sind wir nur an einem Gen oder einer speziellen Stelle interessiert. Dafür bauen wir Primer, kleine DNA-sequenzen die eine bestimmte Stelle auf der DNA finden und daran binden. Mit einem zweiten Primer markieren wir das Ende. Die Polymerase sieht den einen Primer als Startpunkt und synthetisiert los bis sie an den nächsten anstößt. Ist die Synthese komplett wird die DNA wieder erhitzt, der frisch synthetisierte Strang trennt sich vom alten, die Temperatur wird wieder gesenkt und es kann erneut synthetisiert werden.

 

Die PCR findet unter anderem Anwendung beim klonieren, also beim vervielfältigen, verändern oder verbinden von Genen im Labor. Sie ist aber auch analytisch anwendbar. Wir können feststellen ob unsere Labor-Mäuse ein bestimmtes Gen besitzen oder nicht, oder wir können Verunreinigungen durch Mikroorganismen in unseren Zellkulturen nachweisen. In der Forensik nimmt man die PCR oft zur Ermittlung des genetischen Fingerabdrucks, zum Beispiel um einen Täter zu überführen oder um eine Vaterschaft nachzuweisen. Letzteres ist natürlich schöner.

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17 Jan 14:29

Actually

Protip: You can win every exchange just by being one level more precise than whoever talked last. Eventually, you'll defeat all conversational opponents and stand alone.
19 Dec 08:16

Weihnachten

by geistigkrank

Weihnachten war eine schöne Zeit. Die Stadt erstrahlte im Lichterglanz. Die Häuser waren fein geschmückt. Alles sah märchenhaft aus. Die Spielwarenhandlungen hatten die wunderbarsten Dinge im Sortiment. Die Eltern luden einen in den neuesten Disney-Zeichentrickfilm ein. Es wurde schneller dunkel, so dass man Abends komisch angezogen im Predigtdienst nicht so leicht von weltlichen Bekannten erspäht werden konnte.

Weihnachten war auch eine blöde Zeit. Alle feierten Weihnachten, nur wir nicht. Na ja, wir und die anderen Zeugen Jehovas. Man fand die Weihnachtsdeko schön, schmückte aber selber das Haus nicht. Man betrachtete die Spielsachen im Laden und wusste, dass sie in allen Kinderzimmern außer dem eigenen landen würden. Und in der Schule stand man stumm und einsam inmitten der Weihnachtslieder singenden Klassenkameraden und fühlte sich wie der letzte Vollidiot. Ja, Weihnachten war die ambivalenteste Zeit des Jahres.

Einen Vorteil hatte es natürlich, in einer Familie von Zeugen Jehovas aufzuwachsen: Was den Weihnachtsmann oder das Christkind betraf, wurde ich nie angelogen. Das rieben mir meine Eltern auch immer wieder unter die Nase: “Schau mal, Schatz”, sagten sie, “die anderen Eltern belügen ihre Kinder und behaupten, dass es einen Weihnachtsmann gibt.” Das imponierte mir. Und so kam es, dass ich meinen Eltern vertraute. Warum sollte ich es auch nicht tun, hatten sie mich doch in eines der größten Geheimnisse unserer Welt eingeweiht: Den Weihnachtsmann gab es nicht. Es gibt das Sprichwort: Wer einmal lügt, den glaubt man nicht. Ich wandelte es in meiner kindlichen Naivität um: Wer einmal die Wahrheit sagt, dem glaubt man. Und so, unter dem Deckmantel dieser einen Wahrheit, glaubte ich meinen Eltern alle anderen Lügen: Dass es einen Teufel gab, der mir Böses wollte, wenn ich böses tat; dass es einen Gott gab, der mir Böses wollte, wenn ich Böses tat; dass ich in Harmagedon sterben würde, wenn ich Böses tat; dass ich nicht ins Paradies käme, wenn ich Böses tat. All das glaubte ich, weil meine Eltern mir bezüglich des Weihnachtsmannes die Wahrheit gesagt hatten. Allerdings hatte diese Wahrheit auch ihren Preis: Weder gab es den Weihnachtsmann noch seine Geschenke. Ich hätte die Lüge bevorzugt.

Zeugen Jehovas feiern Weihnachten nicht, weil das Fest einen heidnischen Ursprung hat. Eheringe haben auch einen heidnischen Ursprung. Gegen Eheringe hat niemand etwas bei den Zeugen Jehovas. Ich habe als Kind immer verstanden, dass Jesus Christus nicht wirklich am 24. Dezember geboren wurde und das Weihnachtsbäume nicht in der Bibel vorkommen. Ich hatte gelernt, dass israelische Winter besonders hart waren und kein Schafhirte dieser Welt seine Schäfchen im Dezember draußen gelassen hätte. Auch hätten die Römer, die ohnehin einen Aufstand der Juden fürchteten, wohl kaum bei Minusgraden eine Volkszählung angesetzt. Nein, Heiligabend, die Geburt Jesu, wurde am 24. Dezember gefeiert, weil Kaiser Konstantin den Geburt des Sonnengottes mit Christi Geburt zusammenlegte, um möglichst viele Heiden in die christliche Falle zu locken. Oder so. Dieses Wissen wurde mir von Kindesbeinen an eingebläut. Es war durchaus logisch. Es wollte mir nur nicht einläuten, inwiefern irgendetwas davon ein Argument gegen das Feiern eines so schönen Festes wie Weihnachten war. Das war doch das Fest der Liebe. Gott war Liebe, stand in der Bibel, was war das denn für ein unlogischer Quatsch?!

Meine Eltern versuchten es mit einem anderen Argument: “Schau mal”, sagten sie, “Weihnachten soll Jesus’ Geburtstag sein. Aber er ist der einzige, der kein Geschenk bekommt.” Anscheinend sollte das Mitleid bei mir wecken. 1.: Das war kein Argument. 2.: Das war kein Argument. Ich war vielleicht ein Kind, aber nicht dumm. Jesus war die Nummer 2 im Universum. Er war ein lebender 3D-Drucker. Wenn er sich etwas wünschte, konnte er es einfach erschaffen. Er war ganz bestimmt nicht auf irgendein blödes Geschenk eines Menschen angewiesen.

Aber es half nichts. Wir feierten kein Weihnachten. Und keine Geburtstage. Und kein Ostern. Keines der schönen Feste feiern Zeugen Jehovas. Weil sie entweder heidnisch sind oder irgendjemand im Rahmen solcher Feierlichkeiten geköpft wurde. Stattdessen beten sie einen Gott an, der Abraham auf die Probe stellte, indem er von ihm verlangte, seinen geliebten Sohn zu opfern.

Als ich jung war, verbrachten wir Heiligabend mit der Familie zu Hause. Es wurde etwas Neutrales gekocht, vielleicht ein Gesellschaftsspiel gespielt, vielleicht eine DVD geschaut. In manchen Jahren kam eine andere Familie vorbei und die Eltern versuchten uns Kinder tunlichst davon abzulenken, dass da draußen, in den anderen Wohnungen, in den anderen Häusern, ein wundervoll geschmückter Weihnachtsbaum stand, unter dem schon bald Geschenke getauscht würden. Es war furchtbar deprimierend. Es waren nicht zwingend die Geschenke, die ich vermisste. Ich vermisste das Gesamtpaket: Den Trubel, das Besinnliche, den Baum, die Weihnachtsfarben, die Kerzen, einfach alles an Weihnachten. Mir war nicht klar, dass es eine Illusion war und ich eine Coca-Cola-Vorstellung vom Weihnachtsfest hatte. Aber das war egal. Je mehr Weihnachten verteufelt wurde, desto sehnlicher wünschte ich mir, es feiern zu dürfen. Da half es auch nicht, dass meine Eltern einen Familientag als Ersatz einführten, an dem es Geschenke gab. Es war gut gemeint, keine Frage. Aber es war einfach nicht das Gleiche. Ich verstehe das mit Weihnachten bis heute nicht.

Als ich älter wurde, verbrachten wir Zeugen Jehovas-Jugendliche die Heilig Abende immer öfter zusammen, Bier trinkend, eine DVD schauend, im Zweifel knutschend. Wir hatten ja sonst nichts. Wir waren eine Schicksalsgemeinschaft. Und wenn wir sicher waren, unter uns zu sein, sangen wir auch mal Weihnachtslieder. Natürlich völlig ironisch. Wir religiösen Hipster, wir.


17 Dec 08:41

Chile hat eine neue Präsidentin. Die Wahlversprechen, ...

Chile hat eine neue Präsidentin. Die Wahlversprechen, die sie ins Amt gehievt haben: Erhöhung der Gewerbesteuer von 20% auf 25%, und damit will sie Sozialprogramme finanzieren, die am Ende dazu führen sollen, dass Bildung jedem kostenfrei zur Verfügung steht.

Mit anderen Worten: Das Gegenteil der Politik in Deutschland. Und damit hat sie über 60% der Stimmen gekriegt. Vielleicht sollte das bei uns auch mal jemand probieren?

09 Dec 16:42

Wie erklärt man den Leuten das mit der NSA? Mir mailte ...

Wie erklärt man den Leuten das mit der NSA? Mir mailte vor ein paar Tagen jemand einen interessanten Ansatz:
Ich hatte vorgestern so ein Erlebnis in der Bahn: Da habe ich mich auch unterhalten über Überwachung mit einem Fremden. Der kam dann auch mit "habe ja nichts zu verbergen" - da habe ich gefragt

"Haben Sie ein Handy?"
"Ja"
"Geben Sie mir das mal"
"Warum?"
"Ja ich will das mal durchsehen"
"Ja das geht Sie nix an"
"ACH WAS!!! Aber wenn die NSA und der Staat das täglich tun ist das okay?"
- Stille -

09 Dec 11:35

Ryse: Son of Rome

by Ben "Yahtzee" Croshaw

This week, Zero Punctuation reviews Ryse: Son of Rome.

09 Dec 10:21

Hipster Dinosaurs





















Hipster Dinosaurs

08 Dec 16:57

Au weia, Sigmar Gabriel hat bei seinem Besuch bei den ...

Au weia, Sigmar Gabriel hat bei seinem Besuch bei den Jusos einen Einlauf gekriegt, der in die Geschichte eingehen wird. Und wie neulich bei der Slomka hat er gezeigt, dass er eben doch kein erfahrener Politiker ist, und sich zu diesem Klogriff hinreißen lassen:
"Frau Steinbach würde ich nicht als Rassistin bezeichnen", sagt er über Erika Steinbach, die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, CDU-Bundestagsabgeordnete und ein rotes Tuch für die Linken, nicht nur bei den Jusos.
Dabei ist der eigentlich nicht doof, aber halt eher Langfrist-Stratege, nicht schlagfertig. Der braucht Zeit, sich vorher einen Plan zurecht zu legen. Man würde denken, dass er sich die Zeit für die Jusos nimmt. Aber offensichtlich hat der gerade alle Hände mit Feuerlöschen voll.

Auf der anderen Seite sind die Jusos natürlich auch politisch überhaupt nicht ernstzunehmen mit ihrem Antideutschen-und-Womyn's-Rights-Vokabular. Check mal deine Privilegien, Alter!1!!

Und damit ist auch klar, dass Gabriel nur auf Granit beißen konnte, egal mit welchen Argumenten er gekommen wäre. Fundamentalisten kann man nicht mit Argumenten oder Kompromissen überzeugen. Bei Fundamentalisten bringt es nichts, wenn man auf bereits erzielte Errungenschaften verweist. Im Gegenteil wird einem dann erst Recht vorgeworfen, dass man die Weltrevolution mit faulen Kompromissen aufhält. Der Gabriel kann froh sein, dass ihm niemand Derailing vorgeworfen hat (das solltet ihr überhaupt mal in Ruhe lesen, vielen ist ja gar nicht klar, dass es dieses Gedankenspektrum überhaupt gibt. Money Quote:

Der Prozess, “Fakten” höher zu bewerten als “Meinungen” ist sehr stark im Interesse verwurzelt, Privilegien zu bewahren.
Viel Spaß bei der Lektüre!)

Ich betrachte ja dieses Privilegien-Checken-Getue ähnlich wie die Pro-Life-Fraktion. Die haben sich lange genug eine Nische so zurechtgelegt, dass sie sich in einer Opferrolle hinein interpretiert haben. Gerade bei den Pro-Lifern ist das zu schön, wenn sich weiße Mittelschichtsangehörige mit Eigenheim und zwei Autos als verfolgte Minderheit fühlen. Dieses indignierte Gestikulieren empfinde ich als sehr unterhaltsam. Und genau wie man nie jemanden von der Pro-Life-Fraktion sieht, der ein paar schwarze HIV-Babies adoptiert, deren Vater unbekannt und deren Mutter Crack-abhängig ist und abtreiben wollte, genau so wenig kann man Privilegien-Checken-Leute dabei beobachten, wie sie tatsächlich Privilegien abzugeben gewillt sind, sobald das mit persönlichen Einschnitten in die Lebensqualität verbunden wäre. Zieht jemand von denen nach Afrika und hilft da Verhungernden? Setzt da wer ein Testament auf, das ihr Hab und Gut an die Zigeuner vererbt, wenn sie mal welches erlangen sollten? Lernt da jemand Brotbacken und verteilt das Brot unter den Armen? Zahlt da jemand freiwillig mehr Studiengebühren, weil das ein Privileg ist? Zahlt jemand von denen seine Arztrechnung lieber aus eigener Tasche und lässt die Versicherung in Ruhe? Geben diese Leute alles auf, werden Arzt und ziehen nach Haiti und helfen da Menschen?

Nein.

Aber wisst ihr, wer das macht?

Die Kubaner.

Und denen geben wir zur Strafe noch ein Handelsembargo oben drauf. Ich hab neulich so einen Artikel gelesen, der war in der Beziehung augenöffnend. Dass die Haitianer und die westlichen Hilfsorganisationen die kubanischen Ärzte rausekeln wollten, weil sie selbst so schlecht aussahen im Vergleich. Denn die westlichen Ärzte bauen Zeltlager auf und helfen denen, die es bis zu ihnen schaffen. Die kubanischen Ärzte ziehen in die Dörfer, lernen die Landessprache und helfen vor Ort. Die haitianischen Ärzte gehören der Oberschicht an und haben auch keinen Bock auf Urwald, Sumpf und Eingeborenenstämme. Die Kubaner sind echt die einzigen, die sich morgens im Spiegel in die Augen gucken können.

Wir im Westen führen einen Studiengang ein, legen uns eine neue Sprache dafür zurecht, und glauben, damit irgendjemandem geholfen zu haben.

Auf der anderen Seite passt das ja auch prima zur SPD. Jede Partei hat die Jugendorganisation, die sie verdient hat. Wer es ernst meint mit dem Wort "sozialdemokratisch", der ist zur Linkspartei gegangen. Bei der SPD hängen nur noch die ganzen Pseudos herum. Warum sollte das bei deren Jugendorganisation anders sein.

Wenn wir mal ehrlich sind, ist schon die Tatsache, dass wir uns hier über Geheimdienstexzesse und Internetfilter unterhalten, ein seltenes Privileg. Unser Wohlstand basiert auf einer historischen Schuld, die leider nicht weggeht, wenn wir unsere Privilegien jetzt aufgeben. Und es geht ja leider auch den Unterprivilegierten nicht besser, wenn wir Privilegien aufgeben. In Ländern, in denen plötzlich Wohlstand ausbricht, z.B. China, ist der genau so schlecht verteilt wie bei uns. Ein paar Superreiche, und das Gros der Bevölkerung ist knapp über dem Verhungern oder hungert. Solange wir dafür keine Lösung finden, müssen wir über den Rest gar nicht reden. Solange wir schon innerhalb unseres Landes und der EU nicht in der Lage sind, Obdachlosigkeit abzuschaffen, und dafür zu sorgen, dass im Winter niemand erfriert, weil Heizen zu teuer war, werden wir die Ungerechtigkeit gegenüber anderen Teilen der Erde ganz sicher nicht lösen können. Und im Grunde will das ja auch niemand. Sonst könnte die EU sowas wie Frontex ja gar nicht machen, wenn nicht die breite Mehrheit der Bevölkerung das insgeheim so haben wollen würde. Und unsere "Entwicklungshilfe". Damit wir uns weniger schuldig fühlen, machen wir Altkleidersammlung, und das wird dann kommerziell nach Afrika gekarrt und dort verhökert. Wie, dachtet ihr etwa, das wird dort unter den Bedürftigen verschenkt? Nix da. Das wird verkauft. Und zwar so billig, dass es jeweils die inländische Textilindustrie kaputt gemacht hat. So eine tolle Hilfe sind wir mit unseren Hilfsprojekten.

Aber Hauptsache ihr habt alle eure Privilegien gecheckt! Dann sterben gleich ne Million Afrikaner weniger an Hunger — oder an deutscher Munition aus deutschen Gewehrläufen.

Update: Nach all der schlechten Laune sollte ich vielleicht noch sagen, dass ich mich diebisch gefreut habe, dass wenigstens die Jusos genug Arsch in der Hose haben, zu ihrer Ablehnung von Merkel-Appeasement-Politik von vor der Wahl zu stehen. Die sind noch nicht alt genug, um das Umfallen ausreichend verinnerlicht zu haben. In diesem Sinne: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.

05 Dec 06:10

Die NSA trackt gewohnheitsmäßig den Aufenthaltsort ...

Die NSA trackt gewohnheitsmäßig den Aufenthaltsort von "at least hundreds of millions" von Mobiltelefonen. Hunderte Millionen! Das ist schon krass. Ein weiteres Mal muss sich das "ach das ist aufwendig, und so viel bringt das ja auch nicht, das wird schon niemand machen, und überhaupt, wer interessiert sich schon für mich" der Realität geschlagen geben.
02 Dec 08:36

Lethal Neutrinos

by xkcd

Lethal Neutrinos

How close would you have to be to a supernova to get a lethal dose of neutrino radiation?

(Overheard in a physics department)

The phrase "lethal dose of neutrino radiation" is a weird one. I had to turn it over in my head a few times after I heard it.

If you're not a physics person, it might not sound odd to you, so here's a little context for why it's such a surprising idea:

Neutrinos are ghostly particles that barely interact with the world at all. Look at your hand—there are about a trillion neutrinos from the Sun passing through it every second.

The reason you don't notice the neutrino flood is that neutrinos hardly interact with ordinary matter at all. On average, out of that massive flood, only one neutrino will "hit" an atom in your body every few years.[1]Less often if you're a child, since you have fewer atoms to be hit. Statistically, my first neutrino interaction probably happened somewhere around age 10.

In fact, neutrinos are so shadowy that the entire Earth is transparent to them; nearly all of the Sun's neutrino flood goes straight through it unaffected. To detect neutrinos, people build giant tanks filled with hundreds of tons of material in the hopes that they'll register the impact of a single solar neutrino.

This means that when a particle accelerator (which produces neutrinos) wants to send a neutrino beam to a detector somewhere else in the world, all it has to do is point the beam at the detector—even if it's on the other side of the Earth!

That's why the phrase "lethal dose of neutrino radiation" sounds weird—it mixes scales in an incongruous way. It's like the idiom "knock me over with a feather" or the phrase "football stadium filled to the brim with ants".[2]Which would still be less than 1% of the ants in the world. If you have a math background, it's sort of like seeing the expression "ln(x)e"—it's not that, taken literally, it doesn't make sense, but it's hard to imagine a situation where it would apply.[3]If you want to be mean to first-year calculus students, you can ask them to take the derivative of ln(x)e dx. It looks like it should be "1" or something, but it's not.

Similarly, it's so hard to get enough neutrinos to compel even a single one of them to interact with matter, making it hard to picture a scenario in which there'd be enough of them to affect you.

Supernovae[4]"Supernovas" is also fine. "Supernovii" is discouraged. provide that scenario. The physicist who mentioned this problem to me told me his rule of thumb for estimating supernova-related numbers: However big you think supernovae are, they're bigger than that.

Here's a question to give you a sense of scale:

Which of the following would be brighter, in terms of the amount of energy delivered to your retina:

  1. A supernova, seen from as far away as the Sun is from the Earth, or

  2. The detonation of a hydrogen bomb pressed against your eyeball?

Applying the physicist rule of thumb suggests that the supernova is brighter. And indeed, it is ... by nine orders of magnitude.

That's why this is a neat question; supernovae are unimaginably huge and neutrinos are unimaginably insubstantial. At what point do these two unimaginable things cancel out to produce an effect on a human scale?

A paper by radiation expert Andrew Karam provides an answer.[5]Karam, P. Andrew. "Gamma And Neutrino Radiation Dose From Gamma Ray Bursts And Nearby Supernovae." Health Physics 82, no. 4 (2002): 491-499. It explains that during certain supernovae, the collapse of a stellar core into a neutron star, 1057 neutrinos can be released (one for every proton in the star that collapses to become a neutron).

Karam calculates that the neutrino radiation dose at a distance of one parsec[6]3.262 light-years, or a little less than the distance from here to Alpha Centauri. would be around half a nanosievert, or 1/500th the dose from eating a banana.[7]xkcd.com/radiation

A fatal radiation dose is about 4 sieverts. Using the inverse-square law, we can calculate the radiation dose: \[ 0.5\text{ nanosieverts} \times\left ( \frac{1\text{ parsec}}{x}\right )^2 = 5\text{ sieverts} \] \[ x=0.00001118\text{ parsecs}=2.3\text{ AU} \] 2.3 AU is a little more than the distance between the Sun and Mars.

Core collapse supernovae happen to giant stars, so if you observed a supernova from that distance, you'd probably be inside the outer layers of the star that created it.

The idea of neutrino radiation damage reinforces just how big supernovae are. If you observed a supernova from 1 AU away—and you somehow avoided being being incinerated, vaporized, and converted to some type of exotic plasma—even the flood of ghostly neutrinos would be dense enough to kill you.

If it's going fast enough, a feather can absolutely knock you over.

28 Nov 09:47

Nicht nur in Deutschland gibt es spannende Polizeigeschichten, ...

Nicht nur in Deutschland gibt es spannende Polizeigeschichten, auch in Österreich braut sich gerade was schönes zusammen. Und zwar hat hat die "Krone" (deren "Bild"-Pendant) eine Dienstanweisung der Polizei veröffentlicht. Darin hieß es, dass Polizisten eine Mindestanzahl an Knöllchen "zu erwirtschaften" haben. Ein Skandal, völlig klar, und so forderte die Innenministerin Aufklärung (ungewöhnlich rasch, wie mir der Einsender versichert), denn so einen Auftrag gibt es nicht, und er wäre auch "vollkommen inakzeptabel", wenn es ihn doch gäbe.

Wie das in solchen Fällen so ist, so sicher wie das Amen in der Kirche und die Anzeige wegen Widerstandes und Landfriedensbruch gegen Opfer deutscher Polizeigewalt, haben sie natürlich nicht nach dem Papier gesucht, sondern nach dem Whistleblower — und ihn auch bald gefunden und suspendiert. An der Stelle wird es aber spannend, denn die sind ja nicht auf den Kopf gefallen, die Österreicher. Die Wiener Polizeispitze hat den Mann nämlich nicht wegen des Whistleblowings suspendiert, sondern es stünden da "weitere Verfehlungen" im Raum. Allerdings heißt es in dem internen Rundbrief des Polizeipräsidenten:

Ich habe erst kürzlich einen Exekutivbeamten vorläufig suspendiert, der vorsätzlich ein Amtsgeheimnis an eine große Tageszeitung weitergegeben hat, weil ich der festen Überzeugung bin, dass ein nicht mehr zu heilender Vertrauensbruch zwischen Dienstgeber und Dienstnehmer entstanden ist.
Dabei kam es dann auch seitens des Vizechefs der Personalvertretung innerhalb der Polizei zu dieser denkwürdigen Aussage:
"Beim derzeitigen Zustand der Polizeiführung" sei zu überlegen, den Polizistinnen und Polizisten "ein Recht auf Widerspruch einzuräumen". Gegenüber Ö1 wurde er noch deutlicher: Leider bleibe den Beamten oft nichts anderes übrig, als sich an Medien zu wenden. Kritik innerhalb der Polizei bringe nichts.
Welche weiteren Verfehlungen sind denn das, wird jetzt vielleicht der eine oder andere wissen wollen, wegen derer der Mann da angeblich suspendiert wurde?
Details aus dem Verfahren und dem Akt könne die Landespolizeidirektion Wien der Öffentlichkeit allerdings nicht preisgeben. "Eine Erörterung der einzelnen Fakten im Wege der Medien kann und darf aus Gründen des Persönlichkeits- und Datenschutzes nicht stattfinden", lässt die polizeiliche Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit wissen.
Die sind geheim. Vertraut uns doch einfach, wir sind schließlich die Polizei!1!!

Ist das so, fragt sich jetzt vielleicht der eine oder andere nicht mit dem österreichischen Prozedere vertraute Leser? Vielleicht suspendiert die Polizei in Österreich ja wirklich sofort, wenn gegen einen Polizisten Vorwürfe im Raum stehen. Na schauen wir doch mal: Hmm, nee, der Eindruck drängt sich nicht auf.

Bleibt nur noch die Frage zu klären, wie sie den Mann denn überhaupt gefunden haben. Achtung, hinsetzen, das ist der Kracher: Ich zitiere mal:

Die Videoüberwachung einer Postfiliale hatte ihn beim Faxen des fraglichen Dokuments gefilmt.
Bitte was? Die videoüberwachen da alle Postfilialen!? Und heben das so lange auf, dass noch Wochen später ein polizeilicher Zugriff möglich ist?! Krasse Scheiße. Woher die Polizei wusste, aus welcher Postfiliale das Fax kam, das steht da leider nicht.

Der Einsender fasst die Lage sehr schön zusammen:

Der Polizist hat jetzt wegen der Weitergabe einer missbräuchlichen Dienstanweisung, die es gar nicht gibt, ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs am Hals.
Schön zu sehen, dass das mit der Polizei doch überall gleich ist. Wenn man Menschen Befugnisse gibt, werden sie sie missbrauchen.

Update: Telepolis hat auch was.

Angeblich wusste die Polizei bereits am Tag nach dem Pressebericht, dass das verräterische Fax mit den Anweisungen über die Verkehrsstrafen-Quoten aus einer Bankfiliale an die Zeitung gesandt wurde. Nicht ganz klar ist, woher diese Information stammte. Unwahrscheinlich scheint, dass die Zeitung ihren Informanten verraten hat. Wurde hier etwa die Vorratsdatenspeicherung dazu verwendet, den Schutz des Redaktionsgeheimnisses auszuhebeln?
23 Oct 14:37

Photo



23 Oct 14:28

Minifigs

The LEGO Group is already the world's largest tire manufacturer.
21 Oct 11:38

Ein australischer Seemann berichtet aus der See vor ...

Ein australischer Seemann berichtet aus der See vor Japan.
What was missing was the cries of the seabirds which, on all previous similar voyages, had surrounded the boat.

The birds were missing because the fish were missing.

Wir reden hier von einer Distanz von 3000 nautischen Meilen. Und das ist nicht mal der Teil der Reise ab Japan, das ist bei Neuguinea. Der Grund ist, dass riesige Fischerboote da alles absaugen und wegtöten, was sie kriegen können. Ab Japan wurde es eher noch schlimmer.
"After we left Japan, it felt as if the ocean itself was dead," Macfadyen said.

"We hardly saw any living things. We saw one whale, sort of rolling helplessly on the surface with what looked like a big tumour on its head. It was pretty sickening.

Statt der Fische berichtet er von einem immensen Müllberg, der im Meer schwimmt.

Immerhin gibt es auch mal eine Antwort darauf, wieso niemand den Müll aus dem Meer fischt. Achtung, festhalten!

"But they said they'd calculated that the environmental damage from burning the fuel to do that job would be worse than just leaving the debris there."
15 Oct 04:58

Android hat zwischen Android 2.2 und 2.3 starke TLS-Verschlüsselungs-Suites ...

Android hat zwischen Android 2.2 und 2.3 starke TLS-Verschlüsselungs-Suites ausgeschaltet. Den Teil mit RC4_MD5 würde ich als nicht so schlimm bewerten, weil die Cipher-Auswahl auf Serverseite stattfindet, nicht auf Clientseite. Der Client verbindet sich, sagt dem Server, welche Verfahren er kennt, und der Server wählt. Nun ist die Liste der Cipher vom Client zwar nach Präferenz sortiert, aber das kann der Server ignorieren und den stärksten wählen. Daher ist es schlimmer, dass sie AES256 rausgenommen haben, als dass die erste Suite RC4+MD5 ist. Aber toll ist das natürlich auch nicht.

Jetzt stellt sich natürlich sofort die offensichtliche Frage, ob da die NSA ihre Finger im Spiel hatte. Denkbar wäre das. Der erste Cipher auf der Liste sollte am besten etwas starkes sein, z.B. AES256, einen ordentlichen Hash verwenden, z.B. SHA256, und Perfect Forward Secrecy erlauben. Ob man jetzt außenrum RSA oder elliptische Kurven spricht, das ist im Moment im Wesentlichen eine Glaubensfrage. Leider spricht Firefox immer noch nicht TLS 1.2 (obwohl ihre Krypto-Library NSS das inzwischen partiell unterstützt), und kann immer noch nichts stärkeres als SHA-1. :-(